© Prange
Nahbar und mit Ideen, wie man mehr Menschen für das Singen gewinnt: Direktor Martin Richter
„Ich sitze gerade an den Vorbereitungen für die Bühnenmusik zum Weihnachtssingen im Stadion“ strahlt Martin Richter. Der neue Direktor am Konservatorium Georg Philipp Telemann sitzt dabei in seinem Büro hinter drei PC-Bildschirmen. Richter mag vor allem das traditionelle deutschsprachige Repertoire. Seine Favoriten unter den 18 Liedern? „Na ,Sind die Lichter angezündet‘ und das kunstvolle Arrangement von ,Stille Nacht‘“, kommt als prompte Antwort.
Dass der gebürtige Magdeburger im Juli den ausgeschriebenen Posten bekam, hat ihn erfreut und zugleich überrascht. Mit 38 Jahren ist Richter einer der jüngsten – wenn nicht gar der jüngste Direktor einer solch großen Musikschule in Deutschland. Über 100 Menschen sind in seiner Personalverantwortung, eine Besonderheit im deutschlandweiten Vergleich ist die Festanstellung der Musiklehrer. Viele seiner Kollegen sind vom neuen Chef begeistert, weil er nahbar und offen ist. „Ich werde sehr gut von den Kollegen unterstützt“ sagt er anerkennend. Und er kennt das Haus sehr gut. Jahrelang hat er als Lehrer hier Klavierunterricht gegeben und schon selbst als junger Schüler Musikunterricht bekommen. Er erinnert sich, wie ihm einst sein Opa die noch zu große Geige in den Arm gelegt hatte.
Richter hat viel vor als neuer Direktor. Er schätzt die Qualität am Haus und möchte eine Musikschule der Zukunft gestalten. „Wir haben sehr gute Lehrkräfte, viele unserer Schüler sind Preisträger“. Die interne und externe Kommunikation möchte er auf ein neues Level bringen, zugänglicher werden auch über Social Media. Er selbst ist sehr affin für Digitales und zeitgemäße Vermittlung von Musik auf diesem Wege. Die Musikschule soll über Video und Livestream noch erlebbarer, hörbarer und sichtbarer werden.
Für den Musikunterricht selbst brauche es jedoch den direkten, zwischenmenschlichen Kontakt. Mit Blick aufs Weihnachtssingen im Stadion, bei dem viele Menschen erstmals erleben, was gemeinsames Singen in einem auslösen kann, möchte er künftig ein niedrigschwelliges Angebot für den Erstkontakt anbieten. „Musik gehört zum Menschsein dazu“, sagt er. „Es ist ein wunderbares Ausdrucksmittel, bei dem man einfach mitmachen kann“. Gerne soll mehr ausländische Musik Zugang finden, Weltmusik und außereuropäische Instrumente kann er sich ebenso vorstellen.