Alltagsrisiko Identitäsklau

Der Kalender soll schön werden und darum geht er in eine Druckerei, wo‘s zum Andruck Schnittchen gibt und dieses persönliche Betreuungsgefühl vermittelt wird. Früher, als es noch schneller ging, 100 MB Daten 50 km mit dem Auto zu transportieren als sie per Internet zu übertragen, haben sie die Daten sogar persönlich abgeholt. Das ist leider lange her. Heute müssen wir die Daten fürs gleiche Geld selbst „hochladen“. Das klingt nach schwerer Arbeit und ist es oft auch. Ich bitte per Mail um Zugangsdaten und erhalte einen Link zur Registrierung beim „neuen KOMFORTABLEN Upload-Portal“ der Druckerei. „Melden Sie sich zum Abschluss der Registrierung mit Ihrem Passwort an!“ Ich möche mich nicht registrieren! Bestimmt muss ich gleich noch Alter und Wohnort angeben. Das will ich aber nicht! „Ich möchte einfach nur Daten hochladen“, rufe ich in die komfortable Upload-Maske. Wenigstens muss ich keine Kennwort-Merkhilfe wählen. Von dieser perfiden Phishing-Form kann ich übrigens nur abraten: Hiermit werden unsere geheimsten Geheimnisse abgefragt, die selbst Google noch nicht weiß. Wenn es wirklich sein muss, nennen Sie den Geburtsnamen Ihrer Mutter. Der lässt sich sowieso recherchieren. Aber verraten Sie niemals den Namen ihres ersten Haustiers oder den ersten Film, den Sie im Kino gesehen haben, das werden Sie bereuen! Eines Tages nämlich, wenn Sie alt und grau vor ihrem Bruder stehen, der Sie partout nicht wiedererkennt, stellt er Ihnen ungläubig eine Kontrollfrage, deren Antwort nur Sie wissen können. Bevor Sie antworten, ruft ein Bankangestellter oder Amazon-Mitarbeiter, der zufällig vorbeigeht: „Mohrchen!“ Und dann liegen sich die Beiden in den Armen, heulen, weil sie sich so lange nicht gesehen haben und erzählen von früher. Und Sie stehen daneben und zwar ziemlich doof. Arsch jemacht!

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