Little Saigon

Fast muss man sich ein wenig ducken, wenn man die Treppenstufen hinunter ins Souterrain nimmt. Drinnen setzt sich diese Enge mit Nischen und Raumteilern fort und gibt dem Raum auch dank den praktischen Hockern den sympatischen Charakter eines individuellen Speiselokals, den man schon zu schätzen wusste, als hier noch das „Kucaf“ bestand. Vor anderthalb Jahren hat Le Kim Dung hier ihre vietnamesische Gaststätte „Phó 54“ – zu deutsch „Nudel 54“ – eröffnet. Im Unterschied zu anderen vietnamesischen Lokalen (die eher die Küche Hanois auf der Karte haben) orientiert sie sich an der südvietnamesischen Küche um die Provinzhauptstadt Saigon. Dass das eher kleine Vietnam eine sich von Norden nach Süden verändernde Küche hat, liegt vor allem am Klima. Der Süden ist stetig wärmer als der Norden, und die Küche vielschichtiger. Zu den typischen südvietnamesischen Gerichten gehören z.B. die hausgemachte Mi Wan Tan, eine Suppe mit Teigtaschen und Garnelen-Hackfleisch-Füllung. Oder Pho dac Biet, eine Reisbandnudelsuppe mit rohem Rinderfilet, dünn geschnittenem Schaufelbug, Koriander und mehr. Überhaupt wird in der südvietnamesischen Küche mehr Nudeln als Reis verwendet, dazu verschiedenste Kräuter, Chilli & frische Früchte. Diese Kombi kommt bei Pho Ga, einer würzigen Reisbandnudelsuppe mit Huhn bestens zum Tragen. Auch bei den Udon Nudelgerichten (serviert mit Frühlingszwiebeln, Koriander, Erdnüssen und gerösteten Zwiebeln), Goi Cuon (handgerollte Reispapierrollen) oder Cha Gio (knusprige Frühlingsrollen) spielen traditionelle Gewürze eine prägende Rolle.