Sushi in der Platte

Am Fußweg, der quer durchs Olvenstedter Wohnquartier führt, steht der mit blauen Fliesen gestaltete, realsozialistische Plattenbau. Leicht zu finden ist er nicht, und das Schild mit dem Schriftzug „Tokio Haus“ könnte man glatt übersehen, aber die Stammgäste wissen natürlich Bescheid. Tritt man durch die Eingangstür, empfängt den Besucher leises Shakuhachi-Geflöte und wie durch ein Portal wird man in ein fernöstliches Land gebeamt. Der Raum selbst ist an jeder Ecke und in jedem Winkel ein kleines Gesamtkunstwerk, welches einem die Wartezeit aufs Essen unheimlich spannend gestaltet. Auf der Augenwanderung fällt einem früher oder später auf, dass man dem Koch beim Sushirollen über die Schulter schauen kann. Allein dadurch schmeckt das Sake Menü gleich ein Stückchen besser. Man glaubt es kaum: Das Tokio Haus ist tatsächlich das erste japanische Restaurant Magdeburg. Noch ehe nach der Jahrtausendwende Sushi als Trendfood an den Hasselbachplatz kam, eröffnete Frau Lam in Olvenstedt ihr liebenswertes kleines Restaurant. Wie kam es dazu? „Ich habe davor in Berlin gewohnt, von dort aus habe ich 2004 die Immobilie gekauft und bin hergezogen”. Das tat sie, ohne jemals zuvor in Magdeburg gewesen zu sein. „Von der Größe her war die Stadt für uns perfekt, weil wir so unsere japanische Küche an einen Ort bringen konnten, der bestenfalls Sushi als japanisches Essen kannte”. Dass sie zusammen mit ihrem Mann seit 15 Jahren in Olvenstedt erfolgreich ist, belegt einmal mehr, dass die beste Qualität wichtiger ist als der beste Platz. Die Anwohner können sich freuen, so viel Japan findet man so schnell nicht wieder in Magdeburg. 

BU: Außen erstklassiger Plattenbau, drinnen fernöstliche Kultur: Das Tokio Haus