Pythagoreische Ernährung

Etwa 130 Jahre ist es her, als das erste vegetarische Speisehaus in Magdeburg öffnete. Das „Pomona“ passte damals in den Zeitgeist.

by

© Archiv Brösel

„Was ist Fleischbrühe?“ fragte 1895 ein Text im SPD-Blatt „Volksstimme“. Anschließend wurde der prominente Mediziner Rudolf Virchow zitiert, wonach Fleischbrühe weder ein Nahrungsmittel sei noch „Kraft gäbe“. Absender des Inserats war das „hy­­gienisch-vegetarische“ Speisehaus „Pomona“ in der Großen Schulstraße, mitten in Magdeburgs Altstadt. Schon die Alten Griechen wussten die vegetarische Ernärung zu schätzen. So geht der bis heute benutzte Begriff der pythagoreischen Ernährung auf den Philosophen Pythagoras (~570-510 vuZ) zurück. Später, im Zeitalter der Aufklärung des späten 18. Jahrhunderts, gab Jean-Jacques Rousseau den entscheidenden Impuls für die neuerliche Beschäftigung mit der vegetarischen Idee. Der Begründer des Naturismus predigte Selbstgenügsamkeit, sein Ideal war ein naturgemäß geführtes Leben, zu dem die Pflanzenkost gehörte. Sie schien ihm um ein Vielfaches reiner als die Fleischnahrung. Die Anfänge des Vegetarismus in Deutschland lassen sich auf 1867 datieren. Damals gründete Eduard Baltzer den „Deutschen Verein für natürliche Lebensweise“, 1892 rief man in Leipzig den „Deutsche Vegetarier-Bund“ aus, dessen Kernidee in der „Pflege des edlen und wahren Menschentums auf Grundlage der fleischlosen Diät“ bestand. Eine der vielen sich gründenden Ortsgruppen hatte er ab 1893 in Magdeburg. Im selben Jahr eröffnete in Leipzig Mitteldeutschlands erste vegetarische Gaststätte. Namensgeber des „Pomona“ war die römische Göttin des Obstsegens. Schon kurz darauf gab es den gleichnamigen Ableger in Magdeburg. Noch vor dem Ersten Weltkrieg, spätestens ab 1913, existierte auch am Alten Markt ein vegetarisches Speisehaus & Café, betrieben von Familie Fröhbrodt. Und seit 2017 hat Magdeburg mit dem „Crops“ das erste vegane Lokal der Neuzeit.


Vegetarische/Vegane Lokale in Magdeburg:

Back to topbutton