Magdeburg: Bienen in der Stadt

by

© Lisa Westphal

Das eine Ohr dicht über dem Bienenstock, erzählt Petra Kluge, dass sie das Summen ihrer Honigbienen und vor allem ihren süßlichen Geruch liebt. Die Hobbyimkerin ist gerade dabei eine ihrer vier „Beuten“ – das Zuhause der Bienen – zu begutachten. Sie bewegt sich sehr ruhig und behutsam, um die Honigbienen nicht nervös zu machen. Erfahrung mit Bienenstichen hat sie schon genügend und trägt deshalb einen Ganzkörper Schutz–anzug. Die Begeisterung für die kleinen Insekten wurde bei der 56-Jährigen schon früh geweckt. Honig war die Süßigkeit ihrer Kindheit. Doch erst mit Anfang 50 wurde der Wille, zur Gesundheit des Ökosystems etwas beizutragen, in die Tat umgesetzt. 2014 hatte sie ihre erste „Beute“ auf ihrem Balkon aufgestellt. „So konnte ich jeden Tag gleich nach dem Aufstehen auf das rege Getümmel blicken und mich daran erfreuen“, erinnert sie sich.

© Lisa Westphal

Seit 2010 nimmt die Zahl der Menschen, die imkern wieder zu. „Der Imkerverein Magdeburg kann seit 2 Jahren 50 Neuzugänge verzeichnen und ist seit langen wieder bei einer Anzahl von fast 140 Mitgliedern angelangt“, erzählt der Vorstandsvorsitzende Tom Förster. Immer mehr junge Menschen, vor allem im Alter von 30-35, finden Begeisterung an der Haltung von Bienen. Viele Faktoren, wie der Aspekt der Selbstversorgung, der Gedanke an die Instandhaltung des Ökosystems und die Zeit, die man in der Natur verbringt, treiben die Neuimker an. Dabei sollte trotzdem bedacht werden, dass Bienen regelmäßige Pflege brauchen. „Das Bauen neuer Beuten, die Kontrolle der Waben, die Honigernte und Wachsverwertung benötigen viel Zeit und Hingabe“, erzählt Petra Kluge und zeigt dabei stolz Fotos von ihrer eigenen Honigschleuder. Der Gedanke an Bienenhaltung in der Stadt verblüfft, aber die fleißigen Bienchen fühlen sich gerade hier wohler als auf dem Land. Der 27-jährige Vorstandsvorsitzende Förster erklärt: „Das Angebot an Blüten in der Stadt variiert häufiger und ist durchgängiger, so sind die Bienen ständig mit Nahrung versorgt.“ Neben dem abwechslungsreichen Nahrungsangebot ist ein weiterer Faktor, dass in der Stadt die Pflanzen nicht so stark mit Pestiziden verunreinigt sind.


Magdeburgs Privatimkereien


Petra Kluge und vielen anderen Neuimkern geht es nicht hauptsächlich um den finanziellen Aspekt, sondern darum, dem Sterben der Biene entgegenzuwirken und zur Instandhaltung des Ökosystems etwas beizutragen. Die Hobbyimkerin meint trotzdem: „Ich begreife mich nicht gleich als Retter der Natur, ich hoffe aber, dass ich etwas zur Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren beitragen kann.“

Back to topbutton