Der ganz besondere Saft

Spenderblut kann Leben retten – das weiß man irgendwie. Aber Blutprodukte werden viel dringender gebraucht als man ahnt, denn sie lassen sich nicht synthetisch herstellen.

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Der Polizeibericht liest sich viel nüchterner als die Dramatik der Ereignisse jener Samstagnacht: „Unfall wegen unangepasster Geschwindigkeit, Totalschaden, zwei Schwerverletzte“ ist darin verzeichnet. Was folgte, war eine lange Nacht in der Unfallchirurgie des Uniklinikums. Sechs Blutkonserven wurden benötigt, um das Leben der beiden jungen Menschen zu retten. Für das Klinikteam war es ein total normaler Tag.    

Gut 16.000 Blutkonserven sowie ca. 7000 Blutprodukte wie z.B. Thrombozytenkonzentrate, die durch die Spende von Blutbestandteilen (Thrombozyten, Plasma) gewonnen werden, benötigt das Universitätsklinikum pro Jahr, ein Großteil davon kommt durch den hauseigenen Blutspendedienst zusammen. „5500 Spenderinnen und Spender kommen regelmäßig zu uns und spenden Blut, Plasma und/oder Thrombozyten“, bilanziert Silke Schulze von der Universitäts-Blutbank. Die Zahlen beeindrucken und sie machen nachdenklich. Denn die Blutbeutel werden nicht nur zur Versorgung von Unfallopfern gebraucht, auch bei normalen Operationen kann Spenderblut benötigt werden. Aber statistisch betrachtet spenden nur drei von 100 Bundesbürgern regelmäßig Blut oder Blutbestandteile. Dabei benötigen 80 Prozent aller Menschen in Deutschland mindestens einmal im Leben Blut oder Medikamente, die aus Blutbestandteilen hergestellt werden. „In den vergangenen Wochen konnten leider viele Blutspendeaktionen in Schulen, Hochschulen und Unternehmen nicht durchgeführt werden“, beschreibt Schulz die aktuelle Lage, „dadurch sind unsere Reserven an Blutprodukten knapp geworden. Da Blutprodukte nur begrenzt haltbar sind (Blutkonserve 42 Tage, Thrombozyten nur 4 Tage) führen mehrere Wochen geringere Spendezahlen schnell zu Engpässen in der Versorgung.“

Ist es da nicht an der Zeit, über den eigenen Gang zur Blutspende nachzudenken? Was passiert dort eigentlich? Bei der Vollblutspende wird normalerweise ein halber Liter Blut abgenommen. Es kann aber auch nur das Blutplasma, der flüssige Bestandteil des Blutes, gespendet werden. Blutplasma wird vor allem zur Herstellung von Medikamenten dringend benötigt und ist nicht künstlich herstellbar.

Blutspenden sind für Frauen 4x und für Männer 6x im Jahr möglich. Plasma­spenden sogar wöchentlich. Für die Blut- bzw. Plasmaspende wird eine Aufwandspauschale in Höhe von 20 € gezahlt. Der Vorteil der Plasma­spende: Sie ist für den Körper leichter zu verkraften als Voll­blutspenden und für gesunde Menschen bis zu 45 Mal im Jahr möglich. Eine weitere Form ist die Thrombozytenspende (alle 4 bis 6 Wochen möglich, Entschädigung 50 €). Die sogenannten Blutblättchen werden im ca. 90-minütigen Verfahren aus dem Blut herausgefiltert. Völlig ungefährlich übrigens. Solche Thrombozyten helfen bei Erkrankungen von Blutgerinnungsstörungen, die z.B. bei Krebstherapien.

Die Blutspende-Aktionswoche findet vom 15.-19. Juni in der Universitäts-Blutbank, Leipziger Str. 44 statt. Gespendet werden kann auch im Plasma Service Europe am Alten Markt und im Plasmavita im City Carré

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