Stadtläufer: Die Meile wird kürzer

by

© DATEs Medienverlag

Im kommenden Monat findet in Magdeburg zum 10. Mal die sogenannte „Meile der Demokratie“ statt, mit der es einem breiten Bündnis der Zivilgesellschaft in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Demonstrationen von Neonazis aus Anlass der Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945 aus der Stadt zu verdrängen. Hinter verschlossenen Türen wird freilich gemunkelt, dass es sich um die letzte Ausgabe der „Meile“ handeln könnte, weil das Ziel erreicht, der Aufwand so groß und das Wetter so schlecht sei. Ob die Neonazis aus denselben Gründen keine Demos mehr durchführen, wird sich erst zeigen, wenn es die „Meile“ nicht mehr gibt und die Innenstadt wieder so verwaist ist, wie man es an einem Januar-Wochenende gewohnt ist.

Es ist darüber hinaus durchaus möglich, dass die „Meile“ im Januar 2018 deutlich kürzer wird, denn seit die AfD angekündigt hat, sich ebenfalls an der Veranstaltung beteiligen zu wollen (was man, wie aus Kreisen der Organisatoren zu vernehmen ist, aus rechtlichen Gründen wohl hinnehmen müsse und werde), haben einige der ehrenamtlichen Akteure verlauten lassen, dass sie es sich nur sehr schwer vorstellen könnten, gemeinsam mit der AfD in einer Reihe zu stehen. Geäußert hat dies etwa Pascal Begrich vom Verein „Miteinander“, der sich zumindest für diesen 20. Januar in „Gegeneinander“ umbenennen wird. Oder in „Ohne uns“ oder in „Macht euren Scheiß alleine“.

Wer für Toleranz demonstriert, der muss, so weh es tun mag, auch die AfD tolerieren, so lange sie vom Bundesverfassungsgericht noch nicht verboten ist und in den diversen Parlamenten unseres Gemeinwesens sitzen darf. Ansonsten liefert man der „Alternative für Deutschland“ nur immer neues Futter für die larmoyante Legende von der medialen und  gesellschaftlichen Ausgrenzung der Partei, von der sie zehrt und mit der sie jene Menschen an die Urnen treibt, die es leid sind, ihre Gesinnung in einer Demokratie nicht äußern zu dürfen.      

Wenn es einen AfD-Stand gibt, dann gibt es doch auch Ansprechpartner, denen man sagen kann, dass die Alternative, die sie für Deutschland anbieten, eine erbärmliche ist. Und die man darauf hinweisen kann, dass die Zeit, als die von der AfD vertretene Politik modern war, vor genau 100 Jahren zu Ende gegangen ist. Was ist denn gewonnen, wenn sich die anderen Demokraten das einen Tag lang gegenseitig erzählen? Wer für Vielfalt demonstriert, ohne sie zuzulassen, ist inkonsequent. 

Back to topbutton