Polizei hindert Leipziger Wissenschaftler an Demozählung

by

© Durchgezählt

Rückblick: Am vergangenen Mittwoch rief die AfD Sachsen-Anhalt zur Demonstration gegen Politikversagen auf.  Zum ersten Mal war auch das wissenschaftliche Projektteam der Leipziger Initiative "Crowdcounting" vor Ort, um die Demonstranten nachzuzählen. Über Leipzig hinaus sind sie seit etwa neun Monaten unterwegs, um die Schätzungen von großen Menschenansammlungen, vorrangig die behördlichen, mit wissenschaftlichen Methoden zu überprüfen. In Magdeburg wurden sie nun zum ersten Mal bei ihrer Arbeit von der Polizei behindert. Zwei Studenten der Intiative wollten Videoaufnahmen der Demozüge von den elbnahen Brücken für die nachgehende Zählung erstellen, wurden allerdings von den Einsätzkräften des Platzes verwiesen.

Für Projektleiter Stephan Poppe ist das ärgerlich, da nun kein Zählvideo existiert. "Wir arbeiten zunächst mit der unmittelbaren Schätzung, Zählen mit Handklickern. Anhand von Bildern und der Videos zählen wir die Teilnehmer danach nochmals genauer aus."  Ihren Besuch hatten sie nicht angekündigt, ganz bewusst. "Wir wollten eine Kontrollfunktion ausüben, den tatsächlichen Alltag überprüfen", sagt Poppe. Die Erklärung der Wissenschaftler war den Einsatzkräften vor Ort allerdings nicht genug. Polizeisprecher Marc Becher sagte der Volksstimme, dass die Studenten einen Presseausweis benötigt hätten beziehungsweise, sich hätten anmelden müssen. Grundsätzlich gäbe es mit dieser Zählung allerdings kein Problem.

Warum die Arbeit der Wissenschaftler wichtig ist, zeigen auch die von den Organisationen herausgegebenen Zahlen der Demonstrationszüge. Die weichen deutlich voneinander ab. Während der linke BlockMD 2500 Gegendemonstranten und 1500 AfD-Demonstranten sah, gab die AfD Sachsen-Anhalt auf ihrer Facebookseite eine Zahl von 2500 AfD-Demonstranten bekannt. Die offizielle Zahl der Polizei lag bei jeweils 2000. "Solche Angaben werden auch schnell unter- beziehungsweise überschätzt, auch von Behörden. Wir wollen mit wissenschaftlichen Methoden eine Kontrollfunktion ausüben. Gleichzeitig sind Zahlen natürlich wichtig für unsere Forschung. Können wir uns auf die offiziellen Zahlen tatsächlich verlassen?" Eine wichtige Frage, wenn sich Poppe und sein Team mit der Verbreitung von Pegida, AfD und Co. beschäftigen.

Back to topbutton