Ein Herz für Magdeburg

Der gerade im Stadtrat beschlossene Verkehrsversuch für einen im Mittelabschnitt Kfz-freien Breiten Weg ist fortschrittlich zu nennen, wird ab kontrovers diskutiert. Vor allem die IG Innenstadt plädiert für eine ausgewogenere Verkehrsplanung.

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© Engelhardt

Große europäische Metropolen wie Amsterdam, Kopenhagen und Paris haben es mit ihren innerstädtischen Mobilitätskonzepten vorgemacht. Bereits vor 15 Jahren hat das slowenische Ljubljana allen Autoverkehr aus der Innenstadt ausgesperrt. Mit 280.000 Einwohnern ist die Stadt fast ebenso groß wie Magdeburg. Der Unterschied ist allerdings, dass Magdeburg nach 1945 auf einem automobilgerechten neuen Grundriss aufgebaut wurde, ohne die einstigen engen Sträßchen der Altstadt. So zerschneiden heute breite Korridore die Innenstadt. Den bis 1990 noch vierspurigen Breiten Weg hat die Stadt längst rückgebaut und entschleunigt. In seinem Mittelabschnitt zwischen Danzstraße und Allee-Center gilt für den Kraftverkehr wochentags Tempo 30. Aber schon seit Jahren gibt es weiterführende Ideen der grünen Ratsfraktion. Ihr bereits 2018 unter dem Titel „Ein Herz für Magdeburg“ eingebrachtes Papier sah vor, den Mittelabschnitt des Breiten Wegs im Sommer zur Sackgasse zu machen, am Allee-Center eine Fußgängerzone zu schaffen. Dazu gab es bereits Anfang 2020 einen Beschluss des Ausschusses StBV und des Stadtrates „nach dem Ende der Coronapandemie und der Normalisierung des Innenstadthandels in einem der folgenden Jahre zwischen Mai und September den Breiten Weg zwischen Reuter-Allee und Bärstraße für den motorisierten Individualverkehr zu sperren“. Ausgerechnet die anliegenden Händler am Breiten Weg und die IG Innenstadt sehen diese Idee als unausgewogen an. „Der Einzelhandel hat sich noch lange nicht von den Folgen der Pandemie erholt und die künftige (E-)Mobilität der Magdeburger muss mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand geplant werden. Wer die Menschen mit Macht aufs Rad oder in Bus und Bahn drängen will, indem er Straßen für Autos sperrt oder ganze Stadtteile (Stadtfeld) mit Tempo 30 belegt, verkennt, dass mit Zwang noch nie etwas erreicht wurde.“ Stattdessen fordert die IG Innenstadt einen ausgewogenen Verkehrs-Mix, in dem letztlich der Bürger entscheidet, welches Verkehrsmittel für ihn effektiv und preiswert ist. Zum Vorschlag der IGI gehören „schnellere und sicherere Radwege und attraktive Verbindungen von Bus und Bahn im Zusammenspiel mit bezahlbaren Fahrpreisen.“ So verliere das Auto von ganz allein an Bedeutung.

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