Magdeburg überholt Halle bei den offiziellen Einwohnerzahlen

by

Das Ringen der beiden größten Städte um die Position 1 in unserem Bundesland hat ja mittlerweile eine schöne, bisweilen putzig-verbissene Tradition. Es spielt sich auf vielen Ebenen ab, eine davon ist die nackte Zahl der Einwohner und die damit verbundenen Krone der „größten Stadt“. Als Ausgangspunkt kann man gut und gern das Wendejahr 1989 betrachten. Magdeburg hatte damals 288.000, Halle nur 230.000 Einwohner. Aber schon im Frühjahr darauf - beide Städte rangen darum, sich für die Wahl der Landeshauptstadt schön zu machen – gemeindete Halle das bis dahin eigenständige Halle-Neustadt ein und wuchs so mit einer Unterschrift auf 310.000 an. Blöd nur, dass die damals frisch gekürte „größte Stadt“ dennoch die Hauptstadtwahl scheppernd verlor. Dieser Vorsprung von anfangs mehr als 30.000 Einwohnern schmolz im Laufe der letzten zwanzig Jahre immer mehr zusammen, erst recht, seitdem Magdeburg ab 2005 die Trendwende schaffte und erstmals wieder wuchs.

Eigentlich ist Magdeburg schon seit längerem wieder die größte Stadt Sachsen-Anhalts. Spätestens seit Ende 2012 hat man Halle überholt. Basis dafür sind die Zahlen der beiden städtischen Einwohnermeldeämter. Gezählt werden jeweils nur Bürger, die mit ihrem Hauptwohnsitz in der Stadt registriert sind. Danach hatte Magdeburg damals 232.600 Einwohner, Halle nur 232.500.

Der Haken an den Angaben der Einwohnermeldeämter ist, dass es keine amtlich gültigen Zahlen sind. Die werden vom Landesamt für Statistik (mit Sitz in Halle) festgestellt und nach deren Zählung hatte Magdeburg Ende 2012 nur 229.900 Einwohner, Halle hingegen 231.400. Statt einem Plus von 100 kam also ein Minus von 1.500 heraus. Wieso das? Basis für die Zahlen des Statistischen Landesamtes ist der sogenannte Zensus, eine Art bundesweite Volkszählung, die alle zehn Jahre wiederholt wird. Der letzte Zensus fand im Mai 2011 statt. Weil die aus dem Zensus ermittelte Zahl auch Basis für die Finanzzuweisungen an die Kommunen ist, hat Magdeburg - wie übrigens viele andere Städte bundesweit auch - gegen die Zensuszahl Klage vor dem Verwaltungsgericht eingelegt. Das Verfahren ruht allerdings derzeit. Grund hierfür ist, dass man auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Normenkontrollklage des Bundeslandes Berlin wartet.

Nun kommts: Weil die Zensuszahlen in den Zwischenjahren nur mit den jährlichen Plus/Minus-Bilanzen der Einwohnermeldeämter fortgeschrieben werden, bleibt jenes 2011 festgestellte Zensus-Minus von ca. 1500 gegenüber Halle dauerhaft in der amtlichen Rechnung. In den letzten drei Jahren aber hat Magdeburg nach den inoffiziellen Meldeämterzahlen weiter ordentlich bei den Einwohnern zugelegt. Ende 2014 zählte man in Magdeburg 234.800 Hauptwohnsitzler, in Halle hingegen nur 233.500. Durch das Zensusminus war Halle offiziell aber immer noch 170 Einwohner größer (232.470 gegen 232.300). Zum Ende September lagen nun die Quartalszahlen aus Halle und Magdeburg vor: 234.516 gegen 236.032 – eine Abstand der erstmals auch das Zensusminus mit abdeckt. Und für Oktober meldet Magdeburg noch einmal Zuwachs auf dann 237.485. Sind wir nun auch offiziell die größte Stadt unseres Bundeslandes? Nach Adam Ries müßte es so sein. Das Landesamt für Statistik gibt seine amtliche Jahreszahl allerdings erst im März 2016 bekannt. Aus „Datenschutzgründen“ wird dort die Herausgabe jegliche Zwischenergebnisse verweigert.

Zur aktuellen Einwohnerzahl geht es hier

Quellen:

https://www.magdeburg.de/Start/Bürger-Stadt/Stadt/Statistiken

http://www.halle.de/de/Verwaltung/Statistik/

www.stala.sachsen-anhalt.de

Back to topbutton