Emotionales Stadterlebnis

Am Prämonstratenserberg könnte ein Stück historisches Magdeburg wiederauferstehen. Die Initiative dafür wird von Alt-OB Willi Polte getragen.

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© Duong

„Wo ist denn eure Altstadt?“ hört man immer wieder von Touristen, die durch Magdeburg wandeln. Aber dieses alte Magdeburg ging 1945 im Bombenkrieg verloren, den Rest erledigte in den 1950er und 1960er Jahren der sozialistische Neuaufbau. Auch am Prämonstratenserberg wanden sich einst Heiliggeist-, Berliner oder Weißgerber Straße den Hang hinunter, noch bis Mitte der 1960er standen zwischen dem heutigen Demenzzentrum und dem Wellenhaus zwei Dutzend Häuser, ehe sie mit einem Schlag abgerissen wurden. Sie passten nicht ins Konzept einer geplanten sozialistischen Ufersilhouette, zu der als Krönung ein den Dom überragendes „Haus des Maschinenbaus“ entstehen sollte. Bis heute ist zur Elbe hin ein leerer Hang geblieben.

Bereits vor drei Jahren gab es für den Prämonstratenserberg, der als Grundstück der Wobau gehört, einen Architektenwettbewerb. Ziel: ein historisierendes Ensemble zu schaffen als konsequente Fortsetzung der altstädtischen Verdichtung um den Bärplatz. Aber die eingereichten Entwürfe aus Baukastenhäusern und breiten Zufahrtsrampen für Tiefgaragen verursachten eher Stirnrunzeln und das Gefühl von „Thema verfehlt“. Konsequenterweise bekam kein Entwurf einen 1. Preis, danach stand die Angelegenheit still.

Vor gut zwei Jahren ergriff Alt-OB Willi Polte die Initiative, scharte um sich alte Haudegen der Stadtplanung wie Joachim Olbricht oder Werner Kaleschky, und trieb einen eigenen Plan voran. Ausgangspunkt: Wie können wir etwas vom alten Stadtzentrum zurück ins Gedächtnis bringen, es erlebbar machen? Ihr vorgelegter Entwurf ist darauf ausgelegt, auf dem Hanggrundstück tatsächlich ein Stück altstädtischer Enge zu rekonstruieren, auch die hier noch bestehende Stadtmauer wurde in die Gestaltung einbezogen. Mehr noch: In dem Ensemble sollen Fassaden von einst, darunter das Geburtshaus von Otto von Guericke, regelrecht wiederauferstehen. Manch einer mag jetzt „Disneyland“ rufen, wer aber einmal am ebenfalls historisch umgestalteten Römer in Frankfurt war oder die historisierend wiederaufgebauten Altstädte von Danzig oder Breslau erlebt hat, denkt anders. „Ich habe bisher viel Zustimmung erlebt“, bilanziert Polte, zu gut weiß er um die Sehnsucht der Magdeburger nach so einem Stück altstädtischer Enge, in einer ansonsten eher von breiten Magistralen geprägten Stadt. Vieles am Projekt „Prämonstratenserberg“ ist noch offen, aber Polte ist optimistisch: „Ich hoffe, dass es nach Ostern in die Ausschüsse geht und noch im Laufe des Jahres Baurecht hergestellt werden kann.“

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