E-Mobilität & Magdeburg

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©Wenzel

Gelb wie ein Kanarienvogel ist er, mit fließenden Rundungen, ein Einsitzer, aber dafür mit regensicherem Extraplatz im Topcase hintenauf. Um ihn in der Praxis zu erproben, haben wir ihn für einen Monat von den Städtischen Werken Magdeburg zur Verfügung gestellt bekommen.

Die morgendliche Startvorbereitung dauert auch nicht länger, als das Fahrrad aus dem Keller zu holen. Lenkerschloss auf, „Zündung“ an und schon ist der Kleine bereit. Die grundlegenden Regeln sind klar: Mit dem Roller darf man nicht auf die Radwege, aber aufgrund der zu geringen Höchstgeschwindigkeit auch nicht auf die Tangente. Beides ist einzusehen. Ein kleiner Dreh am „Gasgriff“, und schon rollt der Kleine lautlos davon.Das macht richtig Laune. Im Topcase lassen sich selbst kleine Einkäufe gut verstauen. Bei den Fahrten durch die Stadt stellt sich aber schnell heraus, dass man mit den maximal 35 km/h unseres Testrollers für die Straße einfach zu langsam ist. Nicht nur einmal drängen sich ungeduldige Autofahrer gefährlich nahe vorbei.  

Vom Hassel nach Stadtfeld? Die Strecke wird zum Problem, dabei liegt das Ziel auf dem Schlachthofgelände vom Hasselbachplatz aus zum Greifen nahe. Auf die Tangente darf der Roller nun mal nicht, eine Fahrt durch die Eisenbahnunterführung in den Glacisanlagen ist eigentlich auch nicht gestattet. Bliebe nur der umständliche Umweg über die Westringbrücke. Mit dem Fahrrad oder Pedelec wäre das einfacher.

Einmal Laden bitte Der Knackpunkt ist das tägliche Laden der Batterie. Angesichts einer weitestegehend noch fehlenden öffentlichen Infrastruktur muss man sich das gut selbst organisieren. Wer keine eigene Garage oder einen anderen warmen Abstellraum hat, dem bleiben nur zwei Varianten. Entweder nimmt man täglich die Batterie heraus, um sie in der Wohnung zu laden. Diese Umständlichkeit ist machbar, im Dauermodus aber ist es anstrengend. Alternativ könnte man ein Kabel aus dem Keller nach draußen legen, aber das passt nicht bei jedem Keller, dazu besteht das Problem der Feuchtigkeit.

Mehr Kapazität bitte. An kalten Tagen ist so ein E-Roller eine Herausforderung. Während man sich auf dem Fahrrad oder Pedelec ordentlich warm strampeln kann, kühlt der Fahrer auf dem E-Roller aus, besonders die Knie und das trotz der großen Blechverkleidung. Dafür behält man auch im Regen trockene Füße. Zugleich sinkt die Kapazität der Akkus, so dass eine Zwischenladung unterwegs angebracht wäre. Nur wo?

Fazit: Ein Elektroroller ist nur etwas für den Sommerbetrieb. In dieser Leistungsklasse bringt er die Nachteile von Kraftfahrzeugen ohne die Vorteile von Fahrrädern zu haben. Sieht so die elektromobile Zukunft aus? Kann man sich irgendwie nicht vorstellen, dann eindeutig lieber ein erstklassiges Pedelec, das man einfach runter in den Keller tragen kann.

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