Bill Kaulitz: "Vielleicht kommen wir doch mal wieder vorbei."

Bill Kaulitz, Leadsänger von Tokio Hotel, hat mit "Career Suicide" seine Biografie veröffentlicht. Im ersten Teil des Interviews verrät er, wie seine Beziehung heute zu Magdeburg ist, welche Rollenverteilung es in der Band gibt und Details über sein Modelabel.

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Im Buch kommt Magdeburg nicht so gut weg. Welche Gefühle hast du heute, wenn du Mama und Oma in Magdeburg besuchst? Für mich ist es so ein bisschen beklemmend, weil ich nicht nur schöne Erinnerungen habe. Aber es sind halt auch die Anfänge der Band. Neulich waren wir mal wieder im Gröninger Bad, weil wir für eine Doku gedreht haben. Über viele Sachen kann man heute auch lachen und sie mit Abstand ganz anders wahrnehmen. Es gab auch so einen Moment in einem anderen ehemaligen Probenraum, wo ich dachte, ich krieg keine Luft und muss hier sofort wieder aus. Da holen einen Ängste wieder ein und man ist froh, dass man an dem Punkt im Leben nicht mehr steht, auf der anderen Seite ist auch Liebe da.

Gustavs Lieblingsstadt ist beinahe Kulturhauptstadt geworden, tauscht ihr euch über solche Sachen aus? Nee, für Gustav ist es Heimat, er hat da ein Haus gebaut. Wir sind unterschiedliche Menschen und lassen uns so, wie wir sind. Jeder lebt ein anderes Leben. Jeder hat sich seine Welt so gebaut, wie er sie gerne hätte und ich bin froh, dass wir die Möglichkeit dazu hatten.

Also redet ihr auch nicht mal über Entwicklungen in der Heimat? Ehrlich gesagt nicht.

Magdeburg steht auch niemals auf eurem Tourplan. Gibt es im Rahmen der kommenden Tour einen Überraschungsgig? Du hast tatsächlich recht. Ich kann mich erinnern, dass in unserer Heimatstadt immer viel Action und Anti war. Es gab in der Stadthalle mal einen Auftritt, wo die Polizei kommen musste, weil es eine Demo gab. Ich glaube, irgendwann ist uns dann die Lust vergangen.

Aber inzwischen steht ihr doch über den Dingen und könntet wieder hier spielen. Stimmt, gibt es denn eine gute Halle in Magdeburg? Ich kenne immer nur die Stadthalle.

Die wird gerade renoviert. Vielleicht die GETEC-Arena. Vielleicht kommen wir doch mal wieder vorbei.

Wie macht ihr aktuell Musik - ist die Entfernung hinderlich, Mastermind sind ja Tom und du. Man muss heute nicht mehr klassisch in einem Musikstudio zusammen sein, um Musik zu machen. Tom und ich schreiben die Songs, die anderen spielen es dann live. Hier in Berlin sind wir auch mal zusammen im Studio und hängen herum. Wir sind auch ständig am Reisen, spielen mindestens 70 Shows im Jahr; dass wir auf anderen Kontinenten leben, nehmen wir gar nicht richtig wahr.

Wie viel Mitsprache haben Georg/Gustav, welche Ideen liefern sie? Bei uns gibt es keine Demokratie, ich entscheide alles (spöttisch). Das Ding, warum es bei uns so gut funktioniert ist, dass wir alle eine klare Rollenverteilung haben. Georg ist immer am Organisieren, ohne den würde gar nichts laufen. Tom und ich machen die kreative Arbeit und Gustav ist auf Tour wahnsinnig am Start, lebt aber sonst zurückgezogen als Familienmensch. Er hasst auch Businessentscheidungen; verlässt sich dabei auf uns. So sind alle froh, wenn ich alleine Videos drehe. Die erste Frage ist immer, wenn ein Interview-Tag ist `müssen wir auch mit dabei sein oder können wir zu hause bleiben?` Ich muss immer Überredungsarbeit leisten, wie bei unserem neuen Video "White Lies", weil ich unbedingt wollte, dass alle mitspielen!

Warum nehmt ihr keine Musiker aus L.A. für eure Aufnahmen? Das kommt gar nicht in Frage. Wir sind eine Band und Familie. Bei uns gibt’s auch dieses ganze Ego Ding nicht. Wir haben auch keine Bandstreits, hören das immer nur von anderen. Wir haben ein tiefes Urvertrauen zueinander und können uns immer aufeinander verlassen.

Wie geht es mit deinem Streetwear-Label "Magdeburg-Los Angeles" weiter? Wir hatten erst eine große Show und haben unsere neue Kollektion gedroppt. Sie ist viel größer und dieses Jahr kommen auch noch weitere. Mein Traum ist es, die Marke auszubauen und eigene Stores zu haben. 2021 will ich mich sehr auf die Mode konzentrieren.

Der Stil ist ähnlich der 1. Kollektion? Es ist einfache Streetwear, viele Hoodies und Shirts. Eine junge Brand, alle Teile unisex.

Da brauchst du mindestens einen Store in L.A. und einen in Magdeburg. Finde ich auch, vielleicht bin ich ja dann doch mal öfter in Magdeburg. (Schmunzelt)

Teil 2 des Interviews gibt es nächste Woche!

Bill Kaulitz/Dunja Pechner „Career Suicide: Meine ersten dreißig Jahre, Erschienen: 1. Februar, Kaufen: Ullstein Hardcover, Tokio Hotel-Song "White Lies", ab 4.2. bei "GNTM", Gewinnt 3 Bücher bei uns!

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