Das Wissen der Weißgerber

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© Wenzel

Es müssen schwere Zeiten gewesen sein im Nachkriegs-Magdeburg der 1950er Jahre. Die Trümmer in der Altstadt waren gerade geräumt, jegliches Material knapp. Damals legte Claus Schmidt seine Meisterprüfung ab und gründete 1955 zusammen mit seinem Vater Kurt einen Manufakturbetrieb. Mit der Herstellung modischer und orthopädischer Maßhandschuhe hat sich „Handschuh Schmidt“ weit über die Stadt hinaus einen Namen gemacht. Seit 2013 führt Enkelin Viktoria Wilkens das Unternehmen fort und damit auch eine Tradition, die in ihrer Familie bis zu den Weißgerbern im 19. Jahrhundert rückverfolgbar ist.

Das Lederhandwerk verlangt Präzision, Stil, vor allem aber viel Gefühl für‘s Material. Alles hier ist Maßarbeit, die mit der genauen Vermessung der Hände beginnt. Die Kunden wählen zunächst Lederqualitäten, Fütterungsmaterialien und Verschlussarten aus. Mit Maßband, Schere und Nähmaschine machen sich Viktoria Wilkens und ihr Team dann an die Arbeit. „Je feiner das Leder ist, umso wichtiger ist die Paßform der Handschuhe“, sagt die 31-Jährige, die alles Berufswissen beim Großvater gelernt hat. Jedes Paar, das die Manufaktur verlässt, ist individuell auf die Maße jedes Kunden zugeschnitten und somit ein echtes Unikat. Auch kreative Designs tragen zur Individualität der Handschuhe bei, die sich übrigens jeder leisten kann. 

Handschuh Schmidt, Olvenstedter Straße 15 (auf dem Hinterhof), Tel.: 731  70 66

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