Das zweite Gesicht

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© Conrad Engelhardt

Nein, mit Fußballfans hatte Bildhauer Frank Sobirey bisher nichts zu tun und Heinz Krügel, der große Erfolgstrainer, unter dem der 1. FC Magdeburg 1974 den Europapokal der Pokalsieger holte, war ihm auch kein rechter Begriff. „Mein bisheriges Bild von Fußballfans war mediengeprägt, also Randale und so was.“ Aber weil es nach Vorstellungen des Fanrates des 1. FCM ein einheimischer Bildhauer sein sollte, der zum 40. Jahrestag eine Bronzeplastik des legendären Trainers erschafft, standen sie im letzten Herbst vor der Tür seines Ateliers in Domersleben. Dabei ist Sobirey, der auf Burg Giebichenstein durch Prof. B. Göbel geprägt wurde, eigentlich eine Ur-Magdeburger Pflanze, der erst vor 14 Jahren in das Bördedorf zog. Dort trifft er sich seither mit dem Fanrat und sie betreiben gemeinsam „Gesichtsforschung“. Also: wie genau hat Krügel damals ausgesehen, wie soll er dargestellt werden? War die Stirn eher fliehend oder hoch, sollte er schelmisch grinsen oder doch ernst gucken? Als Vorlage dienen alte Fotos und schüttere Erinnerungen von Ehemaligen. Sobirey hat sich an das Thema gewagt. „Der Fanrat wollten anfangs eine Jubelgeste, also beide Arme hoch. Ich habe ihnen abgeraten, das hätte ausgesehen wie Mao oder Kim Il Sung.“ Stattdessen erscheint die lebensgroße Tonfigur, an der Sobirey immer wieder schabt und formt, aus der Bewegung heraus, ein wenig linkisch, als wollte Krügel mit einem imaginären Ball eine Flanke schlagen. Ganz nebenbei hat Sobirey auch eine neue Meinung über Fans: „Die sind ganz anders, als ich dachte, nett eben und freundlich, auch die ganz jungen.“ Bis Februar haben sie gemeinsam noch Zeit, dann muss mit der Gießvorbereitung begonnen werden, damit der bronzene Krügel Anfang Mai fertig ist. Eins ist sicher: Wie damals wird er den Pokal in seinen Händen hochhalten.

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