Die kritische Masse
Mit einem Fahrradkorso durch die Stadt und anschließendem Fest auf dem eigenen Gelände beteiligt sich das Familienhaus am deutschlandweiten Kidical Mass Aktionstag.
Thorsten Giefers weiß wovon er redet, schließlich ist er jeden Tag mit seinen Kindern auf dem Fahrrad im Stadtverkehr unterwegs. Speziell der Umgang mit dem motorisierten Verkehr gestaltet sich dabei immer wieder schwierig: Gefährung durch zu hohe Geschwindigkeiten, enge Überholmanöver, mit haltenden Autos zugestellte Radwege, ungünstige Radwegeführungen und Schaltzeiten an den Ampeln. Um dem nichtmotorisierten Verkehr, also vor allem dem Radverkehr in den Städten, mehr Priorität und ergo mehr Raum zu geben, hat es in den letzten Jahren Protestaktionen wie die spontanen Critical Masses gegeben. Meist sind daran urbane junge Erwachsene beteiligt, oft aus dem studentischen Milieu. Geändert hat es bisher allerdings wenig. So setzt Giefers lieber an einem anderen Punkt an, damit sich etwas ändert: Bei den Schwächsten der Gesellschaft, den Kindern. Ab 9 Jahren sollen sie laut StVO die Radwege benutzten und ab diesem Alter nicht mehr geschützt auf dem Fußgängerweg rollen. „Wenn man die Welt aus dem Blickwinkel von Kinderaugen betrachten will, muss man nur mal auf die Knie gehen“, sagt Giefers und meint damit: Nur Radwege, die auch von Neunjährigen problemlos gefahren werden können, sind wirklich gute Radwege. Gerade in Magdeburg erfüllen sie dafür oft nicht einmal die einfachen baulichen Voraussetzungen. Die Kinder zum Maßstab im Straßenverkehr zu machen, ist auch die Idee des aus der „Critical Mass“ heraus entwickelten Formats „Kidical Mass“. Ein unter dieser Dachmarke im letzten September veranstaltetes bundesweites Aktionswochenende war ein toller Erfolg: 25.000 Kinder und ihre Familien in über 130 Städten demonstrierten für ein neues Verständnis von Mobilität. Das Netzwerk wächst seither stetig, vernetzt und mobilisiert Alt und Jung über die Grenzen der Radszene hinaus. Auch das Familienhaus und andere Organisationen wie der ADFC wollen bei der Neuauflage Mitte Mai mit dabei sein und für gut eine Stunde den sonst für den motorisierten Verkehr genutzten Verkehrsraum in Beschlag nehmen. „Unsere Strecke wird vom Dom über das Schleinufer und den Tunnel unter dem Askanischen Platz zum Nordpark führen.“ Im Unterschied zu mancher anderen Sternfahrt wird es hinterher am Familienhaus noch ein schönes Fest geben.