Diese gefährliche Stille

Mit seiner Survival-Challenge „7 vs. wild“ hat Fritz Meinecke den Nerv der Zeit getroffen – und ganz nebenbei bei Youtube eine neue Kategorie aufgemacht.

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© Engelhardt

Die Stadt ist noch in Sichtweite, drüben auf dem anderen Elbufer, aber hier im Ufergestrüpp von Rotehorn ist ein guter Platz, um das Instant-Gefühl von Wildnis zu bekommen, um mit Fritz Meinecke über den ungeahnten Erfolg von „7 vs. wild“ zu sprechen. Sieben Männer wollten darin sieben Tage mit nur sieben selbstgewählten Gegenständen in schwedischen Wäldern überleben. Wobei die Herausforderung im äußerst erfolgreich gelaufenen Reality-TV-Format eher die Stille war. Denn mit dem ereignislosen Nichts umzugehen scheint uns Menschen viel schwerer zu fallen, als mit dem sprichwörtlichen Bären zu kämpfen. „In der Stadt dort drüben sind wir doch reizüberflutet“, sagt Meinecke: „diese Eindrücke von außen, die der moderne Mensch täglich bekommt, das ist soviel Input, dass es einen eigentlich erschlägt.“ Und wenn das alles fehlt? Tatsächlich zerbrachen die einzelnen Teilnehmer seiner Challenge nicht an Unterkühlung oder Hunger, eher am erzwungenen Nichts­tun. „Die Frage ist nicht, ob du brichst, sondern wann“, bringt es Meinecke auf den Punkt. Er selbst vertrieb sich die Zeit mit aufwendigen Taschenmesserschnitzereien, um dem Geist Futter zu geben – und gewann den Wettbewerb. Die deutsche Jugend ist im Abenteuerfieber, zumindest wenn man den Erfolg von „Seven vs. wild“ als Maßstab nimmt: „Pro Folge 1 Million Zuschauer zu haben, das war unser Wunsch“, sagt Meinecke, aber am Ende wurden die 16 Folgen insgesamt mehr als 60 Millionen mal angeklickt. Die Mehrheit war dabei zwischen 18 und 30 Jahre alt. Mit 45 Minuten Länge sprengte dieses Reality-TV auch noch alle üblicherweise knackig-kurzen Youtube-Formate. Ein Grund für den Erfolg: Im Unterschied zu den oft peinlich inszenierten Krawall-Formaten im Privat-TV à la Dschungelcamp war seine von einem dreiköpfigen Team organisierte Challenge echt. Jeder der sieben Männer war wirklich auf sich allein gestellt, filmte sich selbst – ein Notfallhandy war jeweils die einzige Absicherung. Hat sein Format etwas bewegt? „Tatsächlich bekamen wir eine Zahl von Wortmeldungen von Leuten, die sich bedankt haben und sich motiviert fühlten, endlich mal wieder das verstaubte Fahrrad aus dem Keller zu holen.“ Längst haben die Planungen für eine zweite Staffel begonnen. „Mir geht es dabei aber nicht um schneller, höher, weiter.“ Einem wie Meinecke ist das abzunehmen.

Zur Youtube-Reihe “7 vs wild“

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