Hendrik Pistor - Ein Glücksfall für das DATEs

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© Engelhardt

„West in Space“ leuchtete es bei unserer ersten Begegnung von seiner Jacke, damals im Frühjahr 1996, auf dem Parkplatz des AMOs. Auch wenn Hendrik sein Leben lang nie rauchte, hatte er sich bei einer der damaligen Promotion-Aktionen der Zigarettenmarken beworben – und war auserwählt. Wir schrieben natürlich über diesen Machteburjer auf dem Weg zum Kosmonautentraining samt Parabelflügen in die kurzzeitige Schwerelosigkeit. Dieser Tag im April markierte den Anfang einer Freundschaft, und Hendrik erwies sich für das noch junge Stadtmagazin als echter Glücksfall. Nach seiner Wiederkehr aus dem „All“ war der damals Studierende Teil der Redaktion. Sein Allgemeinwissen, seine linksliberale Lebenseinstellung, seine stets gut argumentierte Sicht auf Ereignisse in der Welt, gespeist aus humanistischer Erziehung, Erfahrungen im israelischen Kibbuz oder der Mitarbeit im Eine-Welt-Haus, gaben Orientierung. Und egal wie kontrovers das Thema, er war stets ausgeglichen und freundlich, unfähig des groben Wortes, einen, den man einfach mögen musste ….  

Hendrik trug entscheidend dazu bei, dem Stadtmagazin mehr inhaltliche Kompetenz zu geben, insbesondere die Gastronomie als Teil städtischer Kultur und Lebensqualität zu begreifen. Für den 1998 erstmals erschienenen Restaurantführer „Das Dicke DATEs“ wurde er eine tragende Säule. Mit Sachverstand, viel Neugier und ohne Scheu vor weiten Fahrten vermaß er die Umland-Gastronomie zwischen Altmark und Anhalt, textete poetische Geschichten über Köche in Stadt und Land, schrieb über rauchige Whisky-Bars wie ambitionierte Sterne-Restaurants.  

Seine eigentliche Leidenschaft aber war die Automobilität. Diese Lust zum Schrauben an Autos war ihm familiär quasi in die Wiege gelegt worden, sie führte ihn Ende der 2000er Jahre auch aus Magdeburg weg zu neuen beruflichen Herausforderungen beim Deutschem Verkehrssicherheitsrat in Berlin. Dort verantwortete er in den letzten Jahren die Jugendkampagnen. Die Verbindung in die Heimatstadt und zum Heimatstadtmagazin ist dabei intakt geblieben, als Ratgeber für unser alljährlich in der Märzausgabe erscheinendes Automobil-Spezial war er auch aus der Ferne geschätzt.

Viel zu jung ist er am 30. Juli gestorben. Dabei braucht die Welt Menschen wie ihn so dringend. Statt „West in Space“ heißt es nun: „Rest in peace. Hendrik, wir behalten dich in Erinnerung“.

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