Es geht um alles

Sie machen Straßenblockaden fürs Klima: Die radikale Bewegung Letzte Generation hat in Magdeburg eine Ortsgruppe gebildet.

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© Kristin Plumbohm

„Ich tue, was ich kann“, sagt Solvig. Dafür nimmt sie auch die Angst vor Polizeigewalt und strafrechtlicher Verfolgung in Kauf. Die Studentin der Psychologie hat sich der radikalen Klimabewegung „Letzte Generation“ angeschlossen und gehört zum lokalen Orga-Team in Magdeburg. Ziel der Gruppe ist es, die Regierung davon zu überzeugen, die fossile Infrastruktur schnellstmöglich zu stoppen. Insbesondere wollen sie die möglichen Öl-Bohrungen in der Nordsee verhindern. Für die Emissionsreduktion im Allgemeinen schlagen sie vor, erneuerbare Energien auszubauen sowie die Mobilitätswende und eine nachhaltigere Landwirtschaft voranzutreiben. Um ihre Ziele zu erreichen, organisiert die Bewegung regelmäßig bundesweit Vorträge, um neue Mitstreiter zu gewinnen. In den Vorträgen werden die Folgen der Klimakatastrophe auf drastische Weise erklärt und zu Straßenblockaden aufgerufen, um die Politik zu einem schnelleren Handeln zu zwingen. Für die bundesweiten Blockaden werden Orte und Zeiten ausgewählt, die hoch frequentiert sind, um eine möglichst große Aufmerksamkeit zu erzielen. Einige Mitglieder kleben sich zusätzlich mit Sekundenkleber am Asphalt fest, um die Räumung zu erschweren. Eine Blockade kann so rund eine Stunde andauern.

Deutschlandweit war Solvig schon bei Straßenblockaden im Einsatz. Die vierfache Mutter möchte alles tun, um Schäden, die die Klimakatastrophe mit sich bringt, zu minimieren. „Ich finde grundsätzlich alle Bewegungen und Aktionsformen super, die es rund um das Klima gibt. So kann jeder für sich eine Form finden, die individuell passt“, sagt sie. Doch der Zeitdruck, der die rasant voranschreitende Veränderung der Umwelt mit sich bringt, hat sie zur „Letzten Generation“ geführt. Hier wird radikaler oder wie sie sagt, konsequenter vorgegangen, jedoch immer gewaltfrei. „Friedlichkeit gehört zu unseren Grundsätzen. Ja, ich setze meinen Körper ein, aber es ist nicht mein Anliegen, andere Menschen in Gefahr zu bringen“, so die 42-Jährige. Dafür steckt sie im Umkehrschluss auch Ohrfeigen aufgebrachter Passanten ein, akzeptiert das Risiko in Gewahrsam genommen und Opfer von Polizeigewalt zu werden.

Vor dem ersten Einsatz auf der Straße durchläuft jeder Teilnehmer ein sogenanntes Aktionstraining. Hier wird unter anderem auch die Gewaltfreiheit der Blockaden besprochen und es werden Übungen zur Deeskalation durchgeführt, aber auch Sorgen und Ängste diskutiert. In Magdeburg ist es bisher noch nicht zu Straßenblockaden gekommen, dafür ist die Bewegung vor Ort noch zu klein. Doch bereits jetzt sind alle Altersgruppen, von der Abiturientin bis zum Rentner dabei. Zwei Mal in der Woche gibt es Planungstreffen, es werden Vorträge gehalten und Plakate verteilt, um neue Leute für die Bewegung zu gewinnen. Die erste lokale Blockade und kleinere Aktionen sollten also nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Hier gibt es die Website der Aktivisten

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