Codename Grilse

Gerade jährte sich zum 78. Mal die Bombennacht des 16. Januar 1945, bei der die Altstadt Magdeburgs zerstört wurde. Die Historiker Sven Holste und Helmut Menzel haben den Angriff erstmals aus Sicht des englischen Bomberkommandos recherchiert.

by

© Engelhardt

© Nationalarchiv Washington

„Die ganze Stadt schien zu brennen, als wir die Zielzone verließen“, notierte ein britischer Bomberpilot um 0.35 Uhr des 17. Januars 1945 nach der Rückkehr vom Angriff auf die Magdeburger Altstadt. Im britischen Kriegsjargon trug Magdeburg den Codenamen „Grilse“, die Bezeichnung für einen jungen Lachs. Tatsächlich dauerte der Angriff nur 33 Minuten, aber an jenem Winterabend des 16. Januars 1945 änderte sich das Schicksal Magdeburgs. 95 Prozent der Altstadt versank in dem durch britische Bomber ausgelösten Feuerinferno. Über diese Bombennacht ist schon oft geschrieben worden, zumeist aus Sicht der Überlebenden in der Stadt. Bereits 1985 gab es eine Ausstellung des Kulturbunds, 1995 zeigte dann das Kulturhistorische Museum seine Ausstellung „färbte sich der Himmel blutrot“.

Nun gibt es erstmals eine Beschreibung der Ereignisse quasi aus den Kanzeln des britischen Bomberkommandos heraus. Der Magdeburger Grundschullehrer Sven Holste recherchierte sieben Jahre lang im britischen Nationalarchiv in London und im Niedersächsischen Staatsarchiv, zwei Jahre lang allein zu diesem einen Angriff. Weiterhin stand ihm Material aus dem Nationalarchiv der Vereinigten Staaten und aus dem Militärarchiv der Russischen Föderation zur Verfügung. Co-Autor ist Helmut Menzel, der sich durch detailreich recherchierte Bücher zur Magdeburger Militärgeschichte, insbesondere zum Kriegsende in Magdeburg 1945, einen Namen gemacht hat.

Ihr gemeinsames Buch „Der Magdeburger Feuersturm“ gibt nun einen umfassenden Einblick in die Planungen, Vorbereitungen und die Durchführung des folgenschweren Nachtangriffs der britischen Luftstreitkräfte aus Sicht der gegen Nazi-Deutschland Verbündeten. „Wir sehen das Buch als Fortschreibung namhafter Arbeiten zu diesem Thema, wie etwa von Manfred Wille oder Helmut Asmus“, erläutert Sven Holste. Kontakt zu verschiedenen Veteranen-Organisationen und Angehörigen von Weltkriegsteilnehmern ergänzen das Bild. Ferner kommen auch Magdeburger Zeitzeugen zu Wort.

Back to topbutton