Ihr Konzept heißt unverpackt - Zu Besuch in Frau Ernas losem Lebensmittelpunkt

13.31 Uhr lautet der Termin. So stehen wir zu dieser Zeit im losen Lebensmittelpunkt von Frau Erna, dem Laden mit den bunten Punkten am Fenster. "Frau Erna" steht für Sarah Werner. Die Sozialpädagogin bekam den Spitznamen bei ihrer Arbeit mit Waldorfkindern.

13.31 Uhr - so steht es auch in den Öffnungszeiten, das war kein Scherz. Warum? Sarah sagt, "ich bin ein bisschen verrückt, aber ich glaube an meine Glückszahl 31. Ich habe am 31. März Geburtstag und auch an diesem Tag die Crowdfunding-Aktion zu meinem Laden gestartet." Verrückt, verspielt und wie sie selbst sagt "unperfekt" ist auch ihr Laden in Stadtfeld. Das Konzept heißt "Unverpackt, selbstgemacht, unperfekt", ein Lebensmittelpunkt nicht nur für Lebensmittel, sondern auch ein Treff mit Kaffee-Angebot zum Austausch von Zero Waste-Anhängern oder Leuten aus der Nachbarschaft. Es geht um das bewusste Einkaufen. Das Vermeiden von Verpackung der Umwelt zuliebe.

Schwarmfinanzierung half bei der Umsetzung

"Wir planen den Laden bereits seit dem Frühjahr 2016 und dafür bin ich durch Deutschland gereist, um mir  andere Unverpackt-Läden anzuschauen, mit den Inhabern zu sprechen und mir Tipps zu holen." Mittlerweile sind es in Deutschland um die 20, in Magdeburg eröffnet nach dem "hiesig lecker", der zweite Laden dieser Art. Ein Trend geht um. Durch die Mithilfe vieler Magdeburger kamen 20.000 Euro Kapital zusammen. Und jeder, der laut Sarah "die Welt auch nur ein Stück verbessern will, ist willkommen". So werden in ihrem Laden die Lebensmittel bis auf wenige Flaschen und vegane Einhorn-Kondome verpackungsfrei angeboten. Dazu bringt der Kunde seine Gefäße einfach selbst mit oder kauft vor Ort Gläser oder Beutel ein.

Zahntabletten und Waschmittel aus dem Hahn

Cerealien verschiedenster Art, getoppt mit Nüssen oder Chia-Samen, Schokolade, Tee, Gewürze laden durch ihre besonderen Spender dazu ein entdeckt zu werden. Bezahlt wird nach Gewicht. Hingucker sind die Wasserhähne an der Wand, aus denen das Waschmittel abgefüllt wird. Wer zahnpastafreie Mundhygiene austesten möchte, kann bei den Zahntabletten zugreifen oder wie wäre es mal mit einer Bambuszahnbürste oder Taschentüchern aus Bambus? "Was nicht unverpackt und regional ist, hat wenigstens Bio-Qualität.", erklärt Werner. Die Vegetarierin versucht auch privat jeglichen Müll zu vermeiden, wäscht sich sogar mit Roggenmehl die Haare und liebt ihre Schaukel im Laden, die das Kindliche auch im Erwachsenen bewahrt.

So sind wir nicht ganz 14.31 Uhr fertig. Glücklich und voller Tatendrag wirkt sie trotzdem und hofft mit ihrem Team, vielleicht auch noch weitere Läden in Buckau oder anderen Stadtteilen eröffnen zu können.