Fridays For Future: Aktivist Johan Schneidewind ist in der Schule Mobbing ausgesetzt

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© Engelhardt

Wie er einem da so am Tisch gegenüber sitzt, Ellenbogen breit gemacht, ungebändigte Lockenmähne, Basecap revers, dazu dieses offene Lachen. Sieht so einer aus, der offen für Klimaschutz eintritt, einer der sich politisch engagiert, einer, der unbedingt etwas bewegen möchte, so lange noch Zeit ist, auf diesem Planeten? Aber Johan Schneidewind kann auch ernsthaft. Sehr ernsthaft.

Bis Ende letzten Jahres war der 18-Jährige eher unpolitisch, ein normaler Jugendlicher, der sich vor allem für Individualsportarten wie Rudern oder Downhillbiken interessierte. Aber seit Weihnachten und einer Diskussion mit den Eltern, wie es weitergehen wird mit dieser maßlos ressourcenverbrauchenden Welt, ist alles anders. Da hatte es „klick“ gemacht. Dem spontanen Gefühl folgend, dass etwas getan werden muss, ging er zur ersten Magdeburger Fridays-for-future Demo. Dort sprach er die studentischen Initiatoren an und ist seither fester Teil des Organisationsteams – praktisch als einziger Schüler. Es folgten TV-Interviews, Zeitungsberichte. Schon bald war Johan das Gesicht der Magdeburger Bewegung. In seiner Schule, dem Einsteingymnasium, hatte man dafür allerdings wenig Verständnis. Gesellschaftliches Engagement ja gerne, aber doch bitte in geordneter Menge, Schüler hätten vor allem die Schulpflicht einzuhalten. Als ob solch ein Protest in der Wohlfühlzone Aussicht auf Erfolg hätte. Aber Schneidewind ist keiner, der auf den Weg des geringsten Widerstandes setzt. Der Gegenwind, der ihm aus der Schule entgegenschlug, hat ihn aber doch überrascht. Unter den Schülern hat ihn sein Engagement zum Außenseiter gemacht, er sei einer „der sich nur aufspielen wolle“. Und von den Lehrern gab es, so empfindet er es, zunehmend ungerechtfertigte Noten. In die Schule geht er seit Wochen nur noch ungern, gleichzeitig spürt man, dass sich da eine Persönlichkeit entwickelt. Eine, die auch zurückstecken kann. „Ich habe gelernt, wann ich meinen Mund halte. Aus Unwissenheit musste ich feststellen, wie schnell man sonst hart fällt.“ Er hat auch begriffen, dass man vorangehen kann, „aber Du brauchst immer ein Team.“

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