Gegen den Wind

Das „Hot Rats“ von Plattenpapst „Franz“ Jeske bekommt mit André Schellenberg einen nicht minder musikbesessenen Nachfolger.

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© Ad.vocado

Jahrelang war Schellenberg alias Kautz umtriebig als „mobiler Vinyl-Dealer“ unterwegs und organisierte unter seinem Label Kautzrecordz seinen Kessel Buntes an Avantgarde-Jazz-Rock in Magdeburger Clubs und alternativen Locations. Jetzt hat er sich mit dem Plattenladen „Hot Rats“ einen Traum erfüllt und einen Platz gefunden. Aber wie mutig muss man sein? Warum ausgerechnet jetzt anfangen? Es gehört schon eine große Portion Leidenschaft dazu. Denn Plattenläden haben es sicher nicht leicht zu bestehen. Doch Kautz hat gute Gründe. Anders als ein Streamingdienst macht ein Plattendealer Vorschläge nicht ausschließlich auf der Grundlage der Hörgewohnheiten des Kunden. Er gibt neue Verweise und man kann sich überraschen lassen. Und nicht zuletzt ist für viele Musikliebhaber das Gefühl wichtig, Musik besitzen und ins Regal stellen zu können, auch wegen der oft kunstvollen Cover. Manchen reicht es schlichtweg nicht, gute Musik einfach digital abzurufen. Wenn man eine Platte von Hand auflegt, ergibt sich eine Verbindung zu Künstlern und ihrer Musik. Das ist ein Grund, warum Menschen Schallplatten sammeln. Und vielleicht noch als Beleg, was sie früher schon gehört haben. Manche Sammler kommen nicht immer, weil sie hoffen, irgendetwas zu finden sondern suchen den Austausch miteinander. Der Einzelhändler hat so auch eine soziale Funktion. Auch im „Hot Rats“ ging es nie nur darum, einfach Platten zu verkaufen. Und hunderte weitere, neue und alte Platten in Kartons warten schon darauf, ausgepackt und erhört zu werden. Wird es Veränderungen geben? Mit feinem Gespür muss entschieden werden: Wie viel vom Alten bewahrt man, wie viel Neues bringt man rein? „Der Fokus wird auf Vinylplatten liegen, denn die Nachfrage wächst. Und die Bestellungen werden ausgeführt wie bisher“, sagt Kautz. Auch die bildende Kunst soll künftig Platz an einer Ladenwandgalerie finden. „Im Mittelpunkt der ständigen Ausstellung wird natürlich die Musik stehen. Und es sollen noch mehr Musiker und DJs kommen, um etwas zu finden. „Der Laden steht ja dafür, dass man was entdecken kann.“ Kautz selbst entdeckt immer wieder neue Sachen. Und das wird auch so bleiben. Glückes Geschick!

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