Grenzlandtrophy: Maschendraht & müde Beine

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© Jan Röder

Nur noch eine dünn gestrichelte Linie ist sie heute auf Landkarten, administrative Trennung zwischen den Bundesländern. Dabei trennte die innerdeutsche Grenze bis 1989 zwei Machtblöcke der Welt. 1280 Kilometer führt sie zwischen Ostsee und Tschechien quer durch Deutschland. Heute sagt man „Grüne Grenze“, denn der alte Kolonnenweg der NVA wächst in Teilen langsam zu. Nur einmal im Jahr wird hier ordentlich Unkraut vernichtet, wenn die Teilnehmer der sogenannten Grenzsteintrophy (GST) unterwegs sind. Dabei ist die GST kein Wettkampf, sondern eher eine Selbstversorgerfahrt für hartgesottene Individualisten. Alle Ausrüstung, die man während der Fahrt benötigt, muss man mit sich am Rad führen oder unterwegs beschaffen. Die Strecke darf einzig aus eigener Muskelkraft zurückgelegt werden. Jede Art „vorgeplanter“ Arrangements (z. B. Hotels buchen usw.) ist untersagt. Einzige Ausnahme: Das Versenden an die eigene Person adressierter Pakete zu Postämtern nahe der GST-Strecke.


So ein Abenteuer mitten in Europa ist ganz nach dem Geschmack von Jan Roeder, zumal er diese dunkle Zeit am Grenzzaun als einfacher Grenzsoldat 1985/86 selbst miterlebt hat. Der Ingenieur betreibt sonst vor allem Triathlon, am liebsten über die lange Ironman-Distanz. Gern fährt er auch Mehrtages-Radevents wie „Rund um Berlin“. Die GST hat er 2018 zum dritten Mal in Angriff genommen. Beim ersten Versuch, 2012, musste er nach 900 km aufgeben, zu sehr schmerzte der Hintern nach mehreren 150-km-Tagen im Mountainbikesattel. Sein erstes erfolgreiches Finish am Ostseestrand schaffte er dann 2013 – nach 7 Tagen, 13 Stunden und 27 Minuten.

grenzsteintrophy.de

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