Hier mache ich Station

Der ehemalige Stadtschreiber Peter Wawerzinek hat Magdeburg zur Basis seiner Schreibarbeit gewählt. Was hält ihn, was treibt ihn an?

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© advocado

Um es vorweg zu nehmen: Eine Heimat hat Wawerzinek nicht; keine alte und keine neue. Die Silbe Heim klingt für ihn unheimlich durch seine Jugend im Kinderheim. Dort aber begann er zu schreiben mit ersten Gedichten. Als Junge mit blühender Fantasie gewann er mit 15 Jahren einen Schreibwettbewerb der Zeitung „Junge Welt“ zum Thema, wie er sich die Welt im Jahr 2000 vorstellt. Ein zweites Leben hat er nun bekommen, eine neue produktive Phase. Warum aber Magdeburg? Wawerzinek macht einfach Station. Er ist ein Improvisateur, auch im Wohnen. Hat eigentlich wie auf Klassenfahrt alles dabei und fühlt sich zu Menschen hingezogen, die das okay finden. Nach der Ehrung mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis im Jahr 2010 war vieles anders. Die Zuwendung war nicht nur Preis für geleistete Arbeit; sie hatte auch den Preis der Bürde. Neue Verpflichtungen kamen, kreative Prozesse blieben aus. Mit dem Geld für den Bachmann-Preis hat er dafür mit „Lievalleen“ einen Film über seine Heimerzieherin aus Rostock finanziert und einmal nicht als Buch einen Abschnitt seines Lebens autobiografisch verarbeitet. „Ich bin nie Literat gewesen. Ich bin ein Schreiberling.“, bemerkt er dazu. Die Flucht vor den Preisen hat ihn zum Stadtschreiber werden lassen, in Klagenfurt, Jena, Magdeburg und Dresden. „Diese schöne Ruhe, wenn man weg ist von der Literaturindustrie.“ Alleinsein ist für ihn kein Problem. Er genießt es, unerkannt zu sein und die Kreativität zu halten. „Das Wichtigste beim Schreiben ist, daß sich andere in die beschriebene Situation hineinversetzen können. Wie es ist durch den Wald zu gehen. Wie es ist einen Baum zu umarmen.“ sagt er. Für mindestens das kommende Jahr will er als Vagabund leben, will Menschen in anderen Städten besuchen, um über sie zu schreiben, über ihre Seßhaftigkeit und dergleichen, will Themen und Texte sammeln, um daraus zu schöpfen, um Geschichten zu formen. Seine Schreibbude steht dazu in Magdeburg bereit.

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