Hinter der Maske des Clowns

Das Duo Harlekeen, alias Santo Boese und Schlagzeuger Paul Foehr, ist der große Abräumer des 19. SWM Talentverstärkers. Dabei stehen sie erst seit diesem Jahr zusammen auf der Bühne.

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© Wenzel Oschington

Der Harlekin an sich ist ja ein Meister der Verwandlung und ein Lebenskünstler, er trägt eine Vielzahl von Masken und ist eine Figur unzähliger Namen, deren hervorstechende Eigenschaft es ist, sich dem Zugriff gesellschaftlicher Normen und Zwänge zu entziehen. Wenn auch er sich scheinbar traumwandlerisch zwischen verschiedenen Welten bewegt und ein mehr als feines Händchen für unterschiedliche Rollen beweist, mag man dem 20-jährigen Magdeburger Santo Boese die schwere Bürde der literarischen Figur jedoch nicht überhelfen. Bemerkenswert jedoch ist, wie sehr sich angesichts der vielfältigen künstlerischen Ausdrucksweisen eine konsequente Entwicklung des jungen Künstlers nach dem Takt seines ganz persönlichen Metronoms aufzeigt.

Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war nunmehr das äußerst unterhaltsame und abwechslungsreiche Finale des SWM Talentverstärkers in der Factory, in dessen Anschluss sowohl die Jury als auch das Publikum Santo und Schlagzeuger Paul Foehr alias Harlekeen zum Sieger kürten. „Ich habe vor drei Jahren im Zuge einer Jahresarbeit mein erstes Lied aufgenommen, habe immer allein Musik gemacht und wollte eigentlich eine Band gründen aber das hat sich einfach lange nicht ergeben.“ Paul Foehr musste sich daher quasi erst aufdrängen. „Paul kenne ich aus dem Gröninger Bad, er hat mich angeschrieben, weil er ein Cover von ‚Zeitgeist‘ machen wollte. Da konnten wir das dann auch gleich gemeinsam machen. Paul spielte dann einfach alle meine Lieder sofort auf dem Schlagzeug nach. Das war so cool, da mussten wir einfach zusammenspielen. Unser Live-Set haben wir uns dann auf der Straße erarbeitet. Erstmals auf einer Bühne standen wir erst in diesem Jahr.“

Auf einer Bühne aber spielte Santo bereits fünf Jahre lang im Puppentheater Magdeburg unter Leitung von Michael Morche. „Und der ist auch einer der Menschen, der mich am meisten geprägt hat und vielleicht auch diese Bühnenaffinität erweckt hat. Dabei habe ich ein Todes-Lampenfieber. Und auf der Factory Bühne zum TalentVerstärker war das dann noch mal ein ganz neues Level.“ Anzumerken war das den beiden Musikern auf der Bühne aber nicht, sie harmonierten einfach wunderbar, wirkten unglaublich souverän und lebten ihren Spaß am Spiel mit Kostümen und Masken kongenial aus. „Beim Puppenspiel hast du die Freiheit, durch die Puppe all das zu sagen, was du willst. Und in eine solche Rolle schlüpfe ich auch auf der Bühne. Das ist ein gewisser Schutz und auf der Bühne steht dann auch eher eine Kunstfigur, das ist nicht unbedingt mein gespiegeltes Ich.“ Eine weitere Leidenschaft Santos ist das Drehen und Schneiden von Videos. Zwei Ehrungen beim Jugend- und Videopreis Sachsen-Anhalt haben das bereits honoriert. „Mein erster Song ‚Marionette‘ war sehr stark vom Puppentheater inspiriert. Zu diesem habe ich auch mein erstes Musik-Video gedreht. Videos habe ich jedes Mal mit Freunden zusammen gemacht. Der Anfang war dann meist recht planlos. Die Sachen entstehen immer noch sehr spontan. Ein Konzept gibt es vorher eigentlich nie. Vielleicht erscheinen sie dadurch auch etwas wirr. Aber ich mag das Bunte und Verrückte und dass ein Video eine eigene Geschichte erzählt.“ Das Schneiden der Videos war dann also wohl Mittel zum Zweck. Daran ist Santo aussagegemäß auch gewachsen. Es war jedenfalls eine große Freude, Paul und Santo auf der Bühne zu erleben und es bleibt viel an Spannung, was da noch so kommen mag. Vorerst freuen wir uns auf ein Exklusivkonzert nebst Stream im Gröninger Bad und ein eine tolle Videoproduktion aus dem Hause lichtempflindlich. Und halten wir es einfach mit dem Spiel des Harlekins, das Räume schafft und Türen öffnet.

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