Im Hier und Jetzt

Mit ihrem Tandem „Frankie“ wollen Julie Bornkampf und Lukas Mühlisch die Welt wortwörtlich aus eigenem Antrieb erobern. Ihr erstes Abenteuer quer durch Europa haben die beiden bereits hinter sich.

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© Lukas Mühlisch

„Da fährt man Hunderte von Kilometern, man düst bergab, um wieder bergauf zu fahren, probiert, gegen Windböen mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde anzukommen, und schwups eine Sekunde Sand zwischen den Zehen und das Meer vor der Nase, lassen all das irgendwie vergessen“. Julie Bornkampf und Lukas Mühlisch haben es geschafft. In genau 30 Tagen hat das junge Paar die über 2.000 km von ihrer Heimat Haldensleben bis nach Barcelona mit dem Rad zurückgelegt. Dabei schien das Dreigespann aus den beiden Fahrern und ihrem Tandem „Frankie“ nichts aufhalten zu können. Weder Schweizer Toilettenspinnen noch französische Geländer, über die es Frankie nicht nur einmal hinüber zu hieven galt. Der Startschuss für die Tour fiel am 12. September und führte Julie und Lukas unter anderem durch den Schwarzwald am Genfer See vorbei und über die Pyrenäen bis hin nach Spanien. Immer mit dabei: die Instagram-Community der beiden, die sie täglich mit Bildern und Videos von zugigen Berggipfeln, mückenreichen Campingplätzen oder endlosen Uferpromenaden versorgten. Für die zwei gebürtigen Haldensleber konnte es nach dem Abschluss ihres Studiums keinen besseren Zeitpunkt zum Reisen geben. Die Wahl eines Tandems mag auf den ersten Blick ungewöhnlich, wenn nicht so gar unpraktisch erscheinen, hat aber einen ernsten Hintergrund. Vor ein paar Jahren wurde bei Julie die Augenerkrankung „Retinitis pigmentosa“ festgestellt, bei welcher nach und nach die Sehzellen absterben. Neben der sich bereits anbahnenden Nachtblindheit gehören Tunnelblick, abnehmende Sehschärfe und Erblindung zu den Folgen. Wann die einzelnen Stadien erreicht werden, kann niemand vorhersagen, weshalb die beiden sich dazu entschlossen haben, jetzt das Leben zu genießen und so viel wie möglich von der Welt zu sehen. Dabei dürfen es gern auch mal Strecken mit abgelegeneren Orten sein, die vielleicht nicht mit dem Auto, dank Frankie aber sehr wohl zu erreichen sind.

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