In Zeiten der Krisen

Die Temperaturen sinken, die Preise steigen – viele Magdeburger wissen nicht mehr ein und aus. Wie steht es um die gegenseitige Hilfe in der Stadt?

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© Olli Wiebe

Es reicht schon lange nicht mehr zum Leben. Dort, wo die öffentliche Daseinsfürsorge versagt und sich staatliche Institutionen der Verantwortung entziehen, springen Ehrenamtliche ein. Sie sammeln Spenden, kochen eine warme Mahlzeit und haben ein offenes Ohr für die, die sonst im Kalten sitzen. Das sind große Sozialverbände wie Caritas oder AWO genauso wie Vereine und Stadtteilläden. Jedes vierte Kind und jeder dritte Studierender gilt in Sachsen-Anhalt als arm. Bei den ex­tremen Preissteigerungen an den Supermarktkassen, Tankstellen oder für das Heizen ist noch kein Ende in Sicht. Sozial gerecht ist es nicht, wenn Mineralölkonzerne Millionen am Tankrabatt verdienen, der ursprünglich Menschen mit geringen und mittleren Einkommen entlasten sollte. Die Regierung überschlägt sich. Eine Reform von Hartz IV zu Bürgergeld mit einer Anhebung der Regelsätze um knapp 50 Euro ist nicht mehr als Makulatur. Schnelle Hilfe und Spenden jenen zukommen zu lassen, bei denen das Geld schon lange nicht mehr reicht, sollte nicht nur in der Weihnachtszeit geübt werden. Die Tafeln können davon ein Lied singen, aber ein sehr trauriges. Weniger Lebensmittel- und Geldspenden, steigende Heizkosten für Wärmestuben und Küchen, steigende Spritkosten für Lieferwägen, die die Lebensmittel überhaupt erst zu den Tafeln bringen. „Wir kämpfen täglich gegen Armut“, so eine anonyme Tafelvertreterin, „aber der Andrang ist sehr hoch, wir müssen Menschen abweisen.“ Mehr staatliche Zuschüsse für die Tafeln würden kurzfristig helfen, dass nicht auch noch die Helfer die Hände überm Kopf zusammenschlagen müssen. Die Initiative „Sozialkombinat Ost“ hat dem Stadtrat ein Sozialfonds für Magdeburg vorgeschlagen, durch den armutsbetroffene Menschen kurzfristig Geld für Miete, Energiekosten oder das Kita-Essen für die Kleinsten bekommen könnten. Von der Oberbürgermeisterin bis hin zu den Grünen wurde dieser Fonds abgelehnt und so bleibt wieder nur die alte Devise: Hilfe durch Selbsthilfe der Ehrenamtlichen.

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