Lebensmittel sind nichts für die Tonne
Mit ihren Verteilungsaktionen bewahren die Magdeburger AllesRetter Lebensmittel vor dem Müll.
Jährlich landen in Deutschland 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Das ist eine unvorstellbar große Zahl. Wenn man allerdings weiß, dass das einem Drittel der Produktion entspricht, wird die enorme Verschwendung greifbarer, die uns zu Recht den Titel einer „Wegwerfgesellschaft“ eingehandelt hat. Während Nachbarländer ihre Supermärkte ab einer bestimmten Größe dazu verpflichten, unverkaufte Lebensmittel zu spenden, blieb die deutsche Regierung bisher untätig. Zum Glück gibt es Menschen, die sich engagieren und diese „Abfälle“ vor dem Container bewahren. So auch in Magdeburg, wo unter anderem seit zwei Jahren die „AllesRetter“ Lebensmittel in der Stadt verteilen. Die Rentnerin und Koordinatorin der Initiative, Sybille Matthes, pflegt selbst einen nachhaltigen Lebensstil und konnte sich mit der Idee, nicht zu arbeiten und den ganzen Tag zu Hause rumzusitzen nie wirklich anfreunden. Eine Beschäftigung musste eher! Und so gründete sie mit fünf Weiteren die Vereinigung. Schnell fanden sich Supermärkte, Drogerien und Bäckereien, die ihre Produkte zur Verfügung stellten und bald standen über 150 Leute Schlange, um die abgeholten Waren kostenlos mit nach Hause nehmen zu können. Denn kommen kann jeder, der das Essen lieber auf seinem Tisch statt in der Tonne wissen will. Mittlerweile sind aus den fünf ehrenamtlichen Helfern 40 geworden, die bis zu neun Verteilungsaktionen in der Woche auf die Beine stellen. Vergeben wird dabei nicht nur Essen, sondern auch Kleidung oder anderweitige private Spenden. „Ich gehe abends mit dem Gefühl nach Hause, dass wir etwas Gutes getan haben“, fasst Matthes die Rettungen zusammen. Ihr Traum ist, Nachhaltigkeit Kindern direkt näherzubringen. „Sie sind unsere Zukunft und sollen wissen, wie man aus einer Tomate Ketchup macht oder Nudeln selbst fabriziert.“ Doch dazu fehlt den „AllesRettern“ bis jetzt noch das Geld für eigene Räumlichkeiten, in denen z. B. Kochkurse gegeben werden könnten. Ihre Enkel konnte Matthes von ihren selbst gemachten Milchschnitten schon überzeugen, die sogar glatt das Original übertrafen.
Verteilstationen in Magdeburg:
- Montag: Offenes Jugendbüro M13, Max-Josef-MetzgerStraße 13 und Volkssolidarität, Neptunweg 1a
- Dienstag: ASZ Olvenstedt, Bruno-Beye-Ring 3
- Mittwoch: M13, Max-Josef-Metzger Straße 13 und Kranichhaus, Schrotebogen 12
- Donnerstag: Stadtteilladen F52, Friesenstraße 52 und Thiembuktu, Thiemstraße 13
- Freitag: ASZ Olvenstedt, Bruno-Beye-Ring 3
- Samstag: Thiembuktu, Thiemstraße 13