LSVD: "Gesellschaftliches Klima ist rauer"

Herr Matzel, erst im Sommer thematisierte er Magdeburger CSD den Slogan „Rechte wa(h)ren“. Das klingt nach der Gefahr einer Rückwärtsentwicklung. Das muss man so sehen. Was die gesellschaftliche Gleichberechtigung angeht, dürfen wir uns trotz vieler Erfolge nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen. Das gesellschaftliche Klima ist rauer geworden. Gewalt und Diskriminierung gegen LSBTTI – also lesbische, schwule, bisexuelle, trans*idente, transsexuelle und inter*geschlechtliche Menschen – nehmen leider zu, es gibt Kräfte in der Politik, ich nenne sie die Neue Rechte, die uns als Gefahr für das traditionelle Geschlechterrollenbild diffamieren und uns zu Verantwortlichen einer Verschwörung stilisieren. Und Fake News erhalten Vorurteile am Leben, die wir längst überwunden geglaubt haben. 

Wie begegnet man dem am besten? Mit Sichtbarkeit und dem aktiven Zugehen auf andere. In der Vergangenheit war diese Sichtbarkeit von LSBTTI wesentlicher Faktor im politischen Kampf um Gleichberechtigung. Weil LSBTTI über Jahrhunderte tabuisiert wurden, hatte die Mehrheitsgesellschaft lange keine Vorstellung, dass wir normale Menschen sind. Das hat zu millionenfachem Leid geführt.

Da kommt die neue LSVD-Geschäftsstelle und das Regenbogencafé mitten im Stadtzentrum gerade recht, oder? Ja, ich sehe es als ein gutes Signal. In der Otto-von-Guericke-Straße 41, vis-a-vis zum Schauspielhaus, sind wir natürlich viel besser sichtbar als vorher in der Südstadt. Auch andere Vereine der Landeshauptstadt wissen um die Bedeutung der Präsenz. So ist der CSD e.V. mit dem Projekt „Queer Magdeburg – Eine Stadt im Wandel der Zeit“ auf dem Weihnachtsmarkt vertreten. An exponierter Stelle zeigt das CSD-Team dort eine Ausstellung, die die queere Geschichte Magdeburgs der letzten 150 Jahre beleuchtet. Auch die AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt-Nord ist anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt dabei. Es gibt Glühwein, die Programme und Projekte der AIDS-Hilfe werden beworben.