Märchenhafte Geschichte

Regisseur Erik Petersen, der sich vorwiegend dem Musical widmet, gehört zu den erfolgreichsten Talenten seiner Generation in Deutschland. Jetzt inszeniert er in Magdeburg "My Fair Lady".

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© Andreas Lander

Herr Petersen, Sie sind in Magdeburg geboren und zur Schule gegangen. Hatte das hiesige Theater Anteil an Ihrer Karriere als Regisseur? Den allergrößten! Ich war 10 Jahre Statist und bin so in die Theaterlandschaft gekommen. Ich habe später an vielen verschiedenen Theatern als Regieassistent gearbeitet. Ein Meilenstein war außerdem das DomplatzOpenAir 2013: Ich inszenierte als Co-Regisseur mit Gil Mehmert „Les Misérables“. Zehn Tage vor der Premiere erkrankte Mehmert schwer und ich musste die Aufführung allein fertig machen. Die Inszenierung „Crazy for You“ war mein Dankeschön von Karen Stone und meine erste eigenständige Regiearbeit.

Sie arbeiten hauptsächlich als Musicalregisseur. Warum haben Sie sich für Musical entschieden und nicht für Oper? Hätte ich Regie studiert, wäre ich sicher auch eher auf die Musiktheater – E-Unterhaltung gekommen. Aber ich habe rechts und links von mir die neue Generation gesehen und gedacht, ehe ich einen Verdi noch kaputter mache als ein Kollege vor mir, entscheide ich mich für das Unterhaltungsfach und habe so auch meine Jobs bekommen. Außerdem, auch darum sollte man sich professionell kümmern.

Stellt das Musical besondere Anforderungen an die Darsteller? Musical ist eine Grundform des Musiktheaters, dabei sind nicht nur der Gesang, sondern auch die Sprechszenen und der Tanz zu bedenken. Es ist wie bei der Barockoper, da braucht es auch die Profis. Und umgekehrt kann man von einem Wagnersänger nicht verlangen, dass der im Musical tanzt und singt. Grundsätzlich aber sollte man Musical nicht abqualifizieren. Wenn man sich heute Mozart, z. B. die „Zauberflöte“, ansieht: Das Singspiel ist wie eine Urform und ja gar nicht so weit weg von Operette und Musical.

„My Fair Lady“ gilt als Selbstläufer, trotzdem, als Regisseur gilt es Entscheidungen zu treffen. Welche haben Sie getroffen? Ursprünglich hatte ich erwogen, die Geschichte in die heutige Zeit zu holen, eine Magdeburger „My Fair Lady“ zu kreieren. Auf dem Hintergrund der Corona-Zeit habe ich anders entschieden. Die Geschichte hat ja etwas Märchenhaftes: Ein armes Mädchen aus der Gosse kommt nach ganz oben. Das ist vielleicht im Augenblick mehr wert als Realität, drei Stunden wunderbare Musik, Heiterkeit, schöne Kostüme. Theater darf auch mal wieder zeigen, dass es ein phantastischer Raum ist.

My fair lady, Premiere am 13. November, Opernhaus Magdeburg

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