Auf Wolke 7

„Lass uns die Wolke vier bitte nie mehr verlassen, weil wir auf Wolke sieben viel zu viel verpassen. Ich war da schon einmal, bin zu tief gefallen. Lieber Wolke vier mit dir als unten wieder ganz allein.“

Philipp Dittberner besingt aktuell das größte, magische Gefühl ganz neu, ganz pragmatisch. Unromantisch? Nein, nur ehrlich und realistisch. In Zeiten, wo vor allem die Thirtysomethings das Problem haben, sich zwischen neuen Jobs, Selbstverwirklichung, Gesundheitsoptimierung und Kindern entscheiden zu müssen (Sarah Kuttner beschrieb es treffend in „Wachstumsschmerz“), wird es immer schwieriger, den einen, den Traumpartner zu finden. Doch suchen wir einfach nur an den falschen Orten? Haben wir zu wenig Geduld, wenn‘s nicht gleich funkt? Anhand der zunehmenden Zahl von Single­börsen wird klar, dass vor allem Online-Dating- und Flirt-Apps nicht mehr wegzudenken und längst auch beim Tratschen in Bars keine Tabuthemen mehr sind.

Gedatet wird online, geflirtet offline.

Wir nutzen die digitale Welt, um uns zu treffen. Die Vielfalt des Netzes ist enorm, es gibt Plattformen für Bartfans, Vegetarier, Hundeliebhaber oder Frauen mit Kinderwunsch, geflirtet wird dann aber im realen Leben. Der erste Eindruck, den man nach nur 3 Sekunden hat, den gibt es eben nur persönlich. Die Liebe passiert heutzutage on- und offline. Das gemächliche Auffordern zum Samstagstanz ist passé. Tinder-Gegnern sei gesagt, auch daraus sind schon Dates entstanden und vielleicht sogar die große Liebe. Und das alleinige Warten auf den Märchenprinz ist auch nur Kitschkino á la „Pretty Woman“. Neue Dating-Events, die längst nicht mehr bewerbungsähnlich von Angesicht zu Angesicht mit anschließendem Ankreuzen stattfinden, finden regen Zulauf. So wird in Magdeburg beim social match neuerdings mit Hilfe eines Brettspiels um das andere Geschlecht gebuhlt. Darauf einlassen muss man sich jedoch selbst und vor allem immer und überall, denn zur Liebe gehört Mut! Und, auch wenn das Zitat aus einer romantischen Komödie stammt, bringt es die Sache auf den Punkt. Die Beispiele unserer Pärchen zeigen, dass der Funke immer noch überspringt, egal in welchem Alter und zwischen welchen Geschlechtern. Außerdem steht der Sommer gerade erst vor der Tür, also raus, mit den Vögeln um die Wette zwitschern und dann ab auf Wolke 4!

Findet euch und tauscht euch aus! - Dating-Link-Tipps

Spieglein, Spieglein ...

Leona (28), Projektleiterin & Ralf (29), Logistiker

Es gibt sie tatsächlich, die Liebe auf den ersten Blick. Ralf und Leona trafen sich auf dem letztjährigen Sommerfest der Wirtschaftsjunioren in Morl und es war um sie geschehen. Ralf sah wie sich seine „Leo“ im Spiegel betrachtete und begegnete ihr mit Humor. „Er nahm sich nicht so ernst. Das fand ich cool“, erklärt sie. „Ihr Lächeln hat mich einfach umgehauen“, schwärmt Ralf. Leona verhalf ihrem Glück auf die Sprünge, suchte Ralf mit Hilfe seines Kumpels auf Facebook und schrieb ihn an. Eine Woche später verbrachten beide einen romantischen Tag in Berlin. Leona, die vorher drei Jahre in Magdeburg eine Eventagentur führte und mit ihren Dating-Events bereits einige Singles verkuppeln konnte, zog drei Monate später zu ihrem Liebsten nach Halle. „Er gibt mir Sicherheit und Geborgenheit, wir lachen zusammen und mit ihm ist das Leben unbeschwerter“, so Leona. „Mit ihr hab ich Spaß und kann gleichzeitig auch über ernste Themen reden. Leo gibt mir Halt.“ Auch die Zukunftsvorstellungen der beiden waren von Anfang an gleich und das Gefühl, sich schon jahrelang zu kennen. „Wir haben uns immer gefragt, da muss doch irgendwo ein Haken sein, das kann doch gar nicht sein!“

Sternschnuppe am Fluss

Yvonne (49), Grundschullehrerin, & Normann (49), Anlagenbediener

Ein lauer Sommerabend, ein Pärchen flaniert verliebt die Elbe entlang. Ihr Glück scheint perfekt. „Dann huscht auf einmal eine Sternschnuppe vorbei!“ Kennengelernt haben sich Yvonne und ihr Normann im Sommer 2011. Für die Lehrerin stand damals schnell fest, dass er ihr Mann fürs Leben sein würde. Vergessen waren die über zehn Jahre, in der die 49-Jährige Instant Messenger wie ICQ und Flirt- sowie Partnerportale frequentierte, „weil ich nicht der Typ bin, der abends in Kneipen geht.“ So stand abendliches Online-Flirten mit dem anderen Geschlecht fest auf ihrer Tagesordnung. Anfangs holte sie sich Software-Tipps von den Herren, spürte schließlich der großen Liebe nach. „Irgendwann konnte ich zwischen den Zeilen lesen und wusste, was für ein Mensch hinter dem Profil steckt, ob er es ehrlich meint oder eigentlich verheiratet ist.“, resümmiert Yvonne. Den Treffer landete sie bei der Online-Community badoo.com. Der in Bremen lebende Mann überzeugte sie mit seiner offenen Art. Schließlich trafen sich die beiden im Magdeburger Chicago‘s. Aus dem ersten Date wurden spontan zwei Tage und schnell war klar, dass der aus Zerbst stammende Normann zurück in seine Heimat wollte. „Sein Humor macht ihn aus, bei ihm kann ich so sein wie ich bin“, schwärmt sie und auch er hat sich in ihren Humor und das positive Wesen verliebt. Drei Jahre später suchte sich Normann ihren Kennenlernort für seinen Heiratsantrag aus. Geheiratet wird diesen Sommer, selbstverständlich in Elbnähe ...

Blauweisse Leidenschaft

Vivien (26) im Handel tätig & Tim (27), Student

Ein Club, ein Zug, ein Treffen. Vivien und Tim sind Fans des 1. FC Magdeburg und seit 19 Jahren bei jedem Spiel dabei. Auf dem Weg zum Derby nach Halle lernten sich die beiden vor acht Jahren kennen, allerdings nur flüchtig. Schon vier Jahre später entwickelte sich daraus eine enge Freundschaft. Jedes Wochenende gemeinsam zum Club, mal gemeinsam etwas trinken gehen, mal zur Kultreihe „Olvenstedt probiert‘s“ – natürlich als Freunde. Da hatte es aber schon längst bei Tim gefunkt. „Ich habe mit ihr sehr viel Spaß, sie legt nicht so viel Wert auf materielle Dinge, ist auf dem Boden geblieben. Das mag ich“, sagt Tim. Trotzdem musste er geduldig und hartnäckig sein, denn sie war sich da noch nicht sicher.  Also gab er Vivien immer mal ein Getränk aus. „Ich bekam sogar eine Rückrundenkarte für den Club“, sagt Vivien. Tim ergänzt: „So als Platz an meiner Seite.“ Den nahm Vivien Anfang des Jahres endlich ein, nun sind sie ein Paar.  „Andere Paare müssen sich erst kennenlernen, wir kennen uns nun schon seit acht Jahren“, sagt Tim. Dadurch wissen sie umso mehr, was sie einander schätzen und was manchmal auch nerven kann. „Wir haben sehr viel Spaß zusammen. Er schafft es, mich zum Lachen zu bringen, auch wenn der Tag mal nicht so lief. Er ist ein toller, kluger Mann“, sagt Vivien. Vor kurzem sind sie zusammengezogen und hoffen auf blauweiße Spiele in Liga drei in der nächsten Saison.