Magdeburgs Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025

by

©Wenzel

Der Mann weiß, wie man erfolgreich sein kann. Mit Tamas Szalay hat sich Magdeburg einen erfahrenen Mann an die Spitze seines Bewerbungsbüros geholt, er hat die erfolgreiche Kampagne von Pecs geführt. Das wichtigste Missverständnis, gegen das der Ungar permanent anarbeiten muss, ist der Glaube, für eine Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt komme es auf die Summe vorhandener Kultureinrichtungen an. Worauf aber dann?    

Seit Glasgow 1986 waren erfolgreiche Kulturhauptstadtbewerbungen oft von der Idee des Neuerfindens einer Stadt geprägt, dem Überwinden überkommener industrieller Strukturen. Auch Essen war damit erfolgreich. Aber die Zeiten haben sich gedreht, in einer seit 1990 stark gewachsenen EU geht es heute vermehrt um nationalistische Tendenzen. Magdeburgs Kulturdezernent Professor Puhle bringt es auf den Punkt: „Der Wettbewerb wird politischer werden.“ Den Ansatz unserer Bewerbung formuliert Szalay deshalb als Frage: „Inwieweit kann eine Kulturhauptstadt nützliche Beiträge zum Zusammenhalt in der Europäischen Union liefern?“

Die Magdeburger Bewerbung ist auf vier Säulen aufgebaut. Der darüber liegende Leitgedanke heißt „Verantwortung!“ Mit Ausrufezeichen!, denn es meint „Verantwortung tragen für eine gute Zukunft“. Säule 1 „Lost&Founds“ bezieht sich auf die historischen Brüche und Traumas unserer Stadt, Säule 2 „Read & Rights“ stellt die Bildung und die Bürgerrechte in den Vordergrund. Säule 3 thematisiert „Made in MD“, bei Säule 4 „Colours“ geht es um Biodiversität, Klima- und Umweltschutz. Zu diesen großen Themen hat Magdeburg manchen historischen Bezug zu bieten, wie das im Mittelalter bis weit nach Osteuropa verbreitete Magdeburger Recht (Säule 2) oder Magdeburgs Rolle als „Brothaus der Hanse“ (Säule 4). Eine Kulturhauptstadtbewerbung ist jedoch kein Historienprojekt, sondern ein Zukunftsprojekt, betont Szalay: „Insofern kommt es darauf an, die Geschichte einer Stadt zukunftsorientiert zu interpretieren.“

Im nächsten Jahr muss die Bewerbungsmappe abgegeben werden. Sichtbares wird bis dahin wenig passieren, denn in der Bewerbungsphase braucht es keine Veranstaltungen, es braucht, so Szalay „eine Idee, was 2025 stattfinden soll“. Entscheidend wird sein, wie man dabei die Bevölkerung einbindet. Der Weg dahin heißt Dialog. So wird es in diesem Jahr vor allem Beteiligungsaktionen für Bürger geben und eine erste informierende Plakatkampagne. Denn zunächst geht es vor allem um Zustimmung und das Teilhabegefühl in der Bevölkerung. Über konkrete Inhalte und Projekte für das Kulturhauptstadtjahr wird erst viel später zu reden sein.

Back to topbutton