Mit Stock und Hut

Gerade hat Mandy Aedtner ihre Ausbildung zur Schneiderin in der Stilwerkstatt Magdeburg abgeschlossen. Jetzt folgt sie einer uralten Tradition und begibt sich für drei Jahre auf die Walz.

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Heutzutage sieht man sie nur noch selten: Männer mit Hut, Schlaghose, einer Jacke aus Cord und dem Wanderstab. Dabei war es früher Tradition, nach abgeschlossener Handwerksausbildung auf Wanderschaft zu gehen. Noch seltener sieht man heute Gesellinnen, die auf die Walz gehen. Mandy Aedtner ist eine von wenigen, die der Tradition noch folgen möchte. Denn die Regeln sind streng. Ein eigenes Handy darf sie nicht benutzen und auch kein Geld für Fortbewegung oder Unterkunft ausgeben. Kaum denkbar in der heutigen Zeit. „Mir gefällt der Grundgedanke dahinter: Freiheit, wenig Zwänge und auf sich selbst gestellt sein“, erzählt sie. Auf die Walz ist sie durch Zufall aufmerksam geworden. „Bei meiner Mutter im Geschäft tauchten plötzlich zwei Gesellen auf und ließen eine Einladung für ein Gesellentreffen da. Ich fand das wahnsinnig interessant und behielt es über die Jahre im Hinterkopf.“ Nachdem sie ihre Ausbildung als Schneiderin hier in Magdeburg abgeschlossen hatte, stand es für sie fest: Auch sie möchte auf Wanderschaft gehen. „Die ersten paar Monate werde ich noch von einer Gesellin begleitet. Sie wird mir die wichtigsten Dinge zeigen, die ich für die nächsten Jahre wissen muss.“ Denn traditionell muss man mindestens drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft gehen. „In den meisten Orten gibt es Anlaufstellen für Wandergesellen, wie das Rathaus oder die Kirche. Dort kann man dann fragen, wo man übernachten oder arbeiten kann.“ Genaue Ziele für ihre Reise hat Mandy noch nicht. „Ich werde erstmal quer durch Deutschland reisen und sehen, wohin mich meine Wege führen. Aber besonders Frankreich würde mich auch interessieren.“ Solange sie sich ihrem Heimatort Arendsee nicht in einem Radius von 50 Kilometern nähert, ist jedes Ziel erlaubt. Pünktlich zum Start ihres Abenteuers zieht sie das erste Mal ihre selbstgeschneiderte Kluft an. Da die Farben des Stoffes je nach Berufsgruppe variieren, trägt sie als Schneiderin rot. Und natürlich klettert sie ganz traditionell über das Ortschild ihrer Heimat.

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