Matthias Marggraff ist Prypjat Syndrome

©Boley

Es ist Frühling und man kann ihn wieder öfter sehen. Den Anti-Cellisten. Früher Ludwigslust. Jetzt Magdeburg. Über der Elbe auf der Brücke. Als Straßenmusiker arbeitet er bereits seit Jahren, gibt auch Live-Konzerte auf öffentlichen Plätzen und bei diversen künstlerischen Veranstaltungen. Neu ist jedoch der professionelle Status. „Ich kann mittlerweile davon leben“, freut er sich über seinen Erfolg. 

Und doch: Die Stimmung seiner Arbeiten variiert als Kontrast zum Schönwetter in nachdenkliche, wolkenverhangene Momente. Oft spielt er stundenlang, gedankenversunken, fast abwesend. „Um meine Musik so zu gestalten wie ich sie mir vorgestellt habe, muss ich allein spielen.“ Das Cello ist immerhin wie kaum ein anderes Instrument dafür geeignet, Stimmungen abzubilden. Die komplexe, improvisierte Vergänglichkeit hält gleich einem impressionistischen Gemälde Marggraffs Gemütsverfassung fest. 

So entsteht ungewöhnliche Musik von einem ungewöhnlichen Menschen in einer ungewöhnlichen Kombination besonderen Klangs zwischen Experimental, Dub, Dark Ambient und Industrial. Viele einzelne Töne haben Platz, um sich auszudehnen und diverse Wolkenformen anzunehmen. Aus solchen Drones, tief atmenden Noten und Clustern aus langen Tonfolgen entsteht eine fast spirituelle, inspirierende Musik mit einer eher nordischen Wärme, Kraft, Magie und auch Dunkelheit. „Die Stücke meines Albums ‚Carbohydrates‘ basieren auf Grooves und Rhythmen, die streichergemäß präsentiert werden. Meine Begleiter heißen Cello, Effekte und Loopstation.“ 

Dabei unterstützt Marggraff den fein ausgearbeiteten Klang seines Instruments mit klanglich experimentellen Varianten und Spieltechniken. Gespielte Sätze werden durch überleitende Improvisationen verbunden, thematisch und harmonisch. Und für die Perkussion muss schließlich der Cello-Korpus herhalten mit seinen Rundungen. So ganz allein ist er dann doch nicht. Prypjat Syndrome@Frühlingsmarkt, 2.4., FestungMarkt oder bei schönem Wetter an der Sternbrücke  

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