Rainer Kuhn: Maßgebend für die Fundstücke im Dommuseum

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An den 13. August 2001 kann sich Rainer Kuhn noch gut erinnern. Der Himmel über dem Domplatz war bedeckt, es lag Regen in der Luft, und während in der Öffentlichkeit intensiv über den 40. Jahrestag des Mauerbaus debattiert wurde, gelang ihm ganz im Stillen der erste spektakuläre Fund: das gemauerte Grab vom Domplatz. Dendroanalyse und Radiokarbonmessungen brachten den Beweis: Es stammte aus dem 10. Jahrhundert. Hier war eine Kirche gewesen.

Beginn der Ausgrabungen

Rainer Kuhn hatte als Student in Troja gelernt, in unzähligen Schichten und Zeitebenen zu denken. Ein erfahrener Archäologe kann sich auf seine Intuition verlassen: „Da, in zwei Metern muss eine Mauer sein.“ Die Annahmen auf dem Domplatz hätte sich ein Palast, eine Kaiserpfalz befunden, hatten sich als falsch erwiesen. Weitere Grabungen im Dom waren nötig. Fünf Jahre später fingen Rainer Kuhn und seine Forschergruppe an. Wie bei den großen Grabungen im Mittelmeerraum, arbeiten sie sich durch die Kulturen und Jahrhunderte. Wo sich im 9. Jhd. noch ein großer Friedhof befand, wurde spätestens um das Jahr 1000 einer der bedeutendsten Kirchenbauten der Ottonenzeit errichtet – heute eine Gebetsstätte und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Land.

Ununterbrochen harte Arbeit

Die Koordination ist komplizierter als die der Dreharbeiten des Films „Troja“. 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeitet der Archäologe ohne Rücksicht auf die Gesundheit. Die Grabungskampagne ist auf vier Jahre angelegt, Ende 2010 muss er fertig sein. Es gibt keine Pause – außer an Weihnachten und ein paar Wochen im Jahr 2008 wegen der Orgelweihe. Die Mühe lohnt sich. Die Fundamente der Vorgängerkirchen und die Krypta können lokalisiert werden. Tief unter den Steinplatten des Domfußbodens machen sie einen spektakulären Fund nach dem anderen. Ein Löwenköpfchen aus Gold wird gefunden - die Verzierung eines Bischofsstabs aus dem 11. Jahrhundert, das Grab des Bischofs Wichmann (gest. 1192) und die Gebeine der Editha (gest. 946), Gemahlin Ottos des Großen. Der Presserummel darum ist eine neue Herausforderung. Es gilt, die Nerven zu behalten und das wissenschaftliche Interesse vor lokalpolitische Begehrlichkeiten zu stellen.

Weit über 300.000 Fundstücke hat die Aktion zutage gefördert. Viele werden im Dommuseum präsentiert. Als einer der Vorsitzenden des Fördervereins Magdeburger Dommuseum e.V. begleitete Rainer Kuhn intensiv dessen Entstehung. Als sich zur Eröffnungsfeier die Honoratioren versammelten, um zu danken und zu ehren, fielen viele Namen, nur der von Kuhn nicht. Was sagt er, der immer freundlich ist und gerne Auskunft gibt, dazu? Er schweigt.

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Domplatz 15 Magdeburg View Map

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