Schrebergärten in Magdeburg: Mein Paradies & ich

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© Vanessa Weiss

Noch ist es ruhig in der Gartensparte Heimstätten 1 an der Brenneckestraße. Vieles befindet sich noch im Winterschlaf. Einer ist schon zu Gange: Joachim Luther. Neue Stiefmütterchen stehen in seinem Schuppen bereit. Die anderen haben den Frost nicht überlebt. Die Steckrüben und Möhren müssen allerdings warten, es ist noch zu kalt. Der 84-Jährige hat seinen Garten seit 1960. Er gehört zur Mehrheit der Schrebergartenpächter, die älter als 61 Jahre sind. Warum ist das so?

Schrebergarten-Boom war einmal

Zu DDR-Zeiten wollte noch jeder einen Garten haben, nicht am Haus, Eigenheime hatten da Seltenheitswert. Es gab lange Wartelisten. Es ging vor allem um Erholung und Selbstversorgung. Der letzte Gartenspartenverein wurde kurz vor der Wende gegründet. Nun steht dem der demografische und gesellschaftliche Wandel gegenüber, zur Ruhe kommt man viel seltener, es gibt viel mehr Möglichkeiten und keine Versorgungsengpässe. Und ein Garten ist natürlich mit Aufwand verbunden. Gerade mal 9,3 Prozent der 18 bis 40-Jährigen haben sich zuletzt für einen Schrebergarten entschieden. Dabei ist das früher das typische Alter gewesen, auch Joachim Luther entschied sich mit Anfang 20 für einen eigenen Garten, damals schon verheiratet und Vater. Er liebt seinen Schrebergarten und lebt die Selbst-ist-der-Mann-Philosophie.

Paradies für die Ewigkeit

Im Sommer ranken Rosen neben Passionsblumen an der Laube entlang. Rotschwänzchen nisten im Brutkasten gleich unter dem Dach. Den Gartenzaun hat Luther damals noch selbst gebaut – ein Unikat. „Es erfordert Geduld einen brachliegenden Garten wieder fit zu machen“, sagt Luther. Wichtig ist, sich nicht an tausend Ecken abzuarbeiten. Wie er gestartet ist, weiß er nicht mehr. Fest steht aber: die Arbeit lohnt sich, gerade als junge Familie in der Stadt sein kleines Paradies zu schaffen. Davon zehrt Luther noch heute, seine Kinder und Enkel sind gerne zu Gast in seinem Garten. Auch die Natur dankt es ihm, mit all ihren überraschenden Momenten. Ein Eichhörnchen in einem Vogelhäuschen, das hat Seltenheitswert. Und Luther ist noch längst nicht müde, sein Paradies weiter wachsen zu lassen

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