Machteburjer verstehen lernen

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© Vanessa Weiss

Die Zugereisten haben's schon nicht einfach. Da kommst du nach Magdeburg und die Leute nennen dich einen Quackelkopp, wollen mit dir spachteln gehen und du verstehst nichts. Aber irgendwie ist es doch sympathisch, das Machteburjerische, finden Pierre Kurby und Alexander Blamberg. Zwei Magdeburger, die uns seit Ende des vergangenen Jahres mit Eigenheiten der Machteburjer Sprache auf Facebook versorgen. Nun wollen sie ein Buch im Stil ihrer Facebookgrafiken mit den interessantesten Wörtern veröffentlichen.

Germanisten sind Alex und Pierre nicht. Pierre hat Philosophie und Psychologie studiert, beschäftigt sich freiberuflich mit Onlinemarketing. Alex ist der Designer, hat Maschinenbau und Design studiert. Einen wissenschaftlichen Anspruch haben die beiden nicht, sie wollen in erster Linie unterhalten, haben sich allerdings trotzdem mit dem Ursprung der Magdeburger Sprache auseinander gesetzt, Listen erstellt. "Wir haben uns in die Bibliothek gesetzt und einige Bücher gewälzt, auf unserer Seite wollen wir allerdings nicht nur die Vergangenheit erklären. Wir wollen auch Jugendwörter miteinbeziehen", sagt Pierre. Die Palette ist vielfältig. Adjektive, Substantive, Redewendungen und auch Verben werden auf farbigen, aber einfach gehaltenen Plakaten präsentiert - natürlich mit Beispielsätzen. Grammatische Eigenarten werden allerdings nicht erklärt. Bekannte Vokabeln des Magdeburgischen  wie "Demse" mischen sich mit Verben, die sich durch die gesprochene Sprache vom Hochdeutschen unterscheiden, wie "inkoofen". Das ist nicht schlimm, darauf kommt es ihnen auch nicht an. "Es geht um die Sprache als Identifikation mit der Stadt. Wir wollen verschiedene Facetten aufzeigen", sagt Pierre.

Die Resonanz ist groß, die Magdeburger suchen den Kontakt mit den zwei Hobbysprachforschern, schaut man nur auf ihre Pinnwand. Renate Heilmann schrieb vor kurzem: "Neues wort gefunden: Kladderadatsch. Jetzt ist mir der janze Kladderadatsch runterjefalln. Kladderadatsch im Sinne von Sachen, Dinge, Kram!" Die Jungs sind begeistert.  "Es macht unheimlich viel Spaß, wir bekommen auch etliche Vorschläge von den Usern. Die prüfen wir allerdings, ob sie im Sprachgebrauch auch wirklich nicht nur einer Person bekannt sind", sagt Alex.  Mittlerweile wollen sie sogar ein Buch herausbringen. Dafür brauchen sie allerdings mindestens 200 Unterstützer. Binnen drei Tagen meldeten sich bereits 130 Magdeburger quer über den Globus verteilt. "Wir bekamen sogar eine Anfrage aus Kanada", sagt Alex. Es sieht also gut für das Facebookbuch über die Machteburjer Sprache, was erst vor knapp einem halben Jahr als Facebookseite angefangen hat. Woran das liegt, vielleicht gerade weil das Magdeburgische so ehrlich und sympathisch wirkt. Auch für Zugereiste, selbst wenn sie nicht sofort alles verstehen.

So sprechen Machteburjer auf Facebook,  Weitere Infos zur Buchbestellung: http://www.sosprechendiemachteburjer.de/


Weitere Bücher zur Magdeburger Sprache

Föllner, Ursula: Das Machteburjer Wörterbuch: Eine Plauderei über die Sprache unserer Stadt Magdeburg, Harry Ziethen Verlag, 10,10 Euro

Föllner, Ursula: Das Machteburjer Lesebuch: Neue Plaudereien in der Sprache unserer Stadt Magdeburg, Harry Ziethen Verlag, 10 Euro

Selber, Martin: Och'n Machteburjer, Harry Ziethen Verlag, 7,90 Euro

Killian, Sandra: Magdeburger Mundart: Magdeburgisch - Deutsch, Knorr von Wolkenstein Verlag, *zurzeit nicht verfügbar

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