So weit die Füße tragen

2600 Kilometer, das ist einmal von Magdeburg nach Lissabon oder nach Istanbul. Eine entspannte Entfernung für den Flug in den Urlaub. In Norwegen erwarten den 28-jährigen Wahlmagdeburger Tony Hinze keine langen Strandtage, Luxus wird die Übernachtung in einer der Blockhütten entlang des größten norwegischen Wandergebiets „Hardangervidda“ für ihn sein. Ende Mai startet er vom südlichsten Punkt Norwegens, vom Leuchtturm am Kap Lindesnes, bis September soll das Norkap erreicht sein. Die „Norge på langs“ ist in Norwegen ein echter Klassiker.

Die Tour ist keine fixe Idee. Tony ist abenteuerlustig und hat Europa bereits per Fahrrad erkundet, eben auch Norwegen als er 2012 von den Shetland Inseln nach Bergen radelte. Dabei traf er auf einen Norweger, der diese Langtour zu Fuß lief. Auch wenn Tony noch nie länger als zwei Tage am Stück wandern war, faszinierte ihn diese Idee. Sie ließ ihn bis zum Studien­abschluss 2014 nicht los.

„Seitdem steht alles im Zeichen des Projekts“. Vorbereitet ist er gut, war mehrfach im Harz wandern, um Ausrüstung zu testen und frischte Sprachkenntnisse auf. „Es ist einfacher in der Landessprache ins Gespräch zu kommen“, weiß er aus Erfahrung. Sportlich hat er die Voraussetzungen. Man merkt ihm an, dass er seit der Kindheit Judo trainiert und vier Jahre Rugby an der Universität spielte. Aber er hat Respekt vor der Tour. „Es ist ungewiss, wie mein Körper auf die Dauerbelastung reagiert. Natürlich kann immer was schiefgehen“, sagt er. Eine Absicherung hat er dann doch: an sechs Depots entlang der grob geplanten Route kann sein Vater notwendigen Proviant schicken, falls ihm etwas ausgeht. Der ist nämlich beruflich in Norwegen tätig. Auch sonst schottet sich Tony nicht von der Außenwelt ab, will seine Erlebnisse auf einem Blog teilen, besonders mit seiner Freundin und seinen Eltern. „Sie unterstützen mich zu 100 Prozent.“