Wandernder Wortkünstler

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© Arno Battke

Seinen ersten Slam mit 18 gewann er, es folgten weitere Erfolge auf Deutschlands Slam-Bühnen, Anfang Oktober wurde er zum Landesmeister gekürt und doch stapelt der 23-jährige Jan-Hendrik Heyne im Gespräch tief. Geboren im beschaulichen niedersächsischen Bockhorn, war er auf YouTube fasziniert vom Phänomen „Poetry Slam“ und wollte hinaus in die Welt. Schließlich begann er, seine eigenen Texte zu performen. Das war 2008, im ostfriesischen Leer, wo er debütierte. Nach Magdeburg kam er für sein Medizinstudium. „Hier geht noch was, hier kann man mit seinen Slams noch was erreichen, selbst was aufziehen“, sagt er über seine Wahlheimat. „In Hamburg oder Berlin gibt es Slams ja an fast in jeder Kneipe“. Als Mitglied des Halternativ-Vereins hat Heyne bereits den Regio-Slam, bei dem sich Newcomer austesten können, moderiert und ist Gastgeber des monatlichen Wortwäsche-Slams, bei dem die Scheune im Moritzhof vor lauter Studenten aus allen Nähten platzt. So war es auch am 5. Oktober, beim Finale der Landesmeisterschaften Sachsen-Anhalt im OLI. Mit dem Sieg hatte der Titelverteidiger nicht gerechnet. Den Text hat er noch eine Nacht vorher geschrieben, da man jeden Text pro Stadt nur einmal lesen darf. Doch die Aussichten auch die deutschsprachigen Meisterschaften vom 28. Oktober bis 1. November in Dresden zu gewinnen, sieht er als gering. „Wir sind Entwicklungsland, was das Slammen angeht. Die Slammer dort spielen in einer anderen Liga. Deshalb bin ich schon 2013 in der Vorrunde rausgeflogen.“ Aber dabei sein ist alles. Man kennt sich, ist eine kleine Gemeinde und nicht auf den Titel aus. Heyne freut sich über vier Tage Party in Dresden. Dass dieser Sprachkünstler auch gern mal Partys feiert, könnte man höchstens an seinem schelmischen Grinsen erahnen, dass er hin und wieder auflegt, sonst ist er eher ruhiger Natur. Das ändert sich schlagartig, wenn der Rotschopf die Bühne betritt - ob als Moderator, wo er sich mit dem Hallenser Kollegen und Halternativ e.V.-Gründer Tobias Glufke und dem Publikum herrliche Schlagabtausche liefert oder als Slammer eben.

Den Text für Dresden muss er noch vorbereiten, da reicht es nicht, mal eben einen aus der Schublade zu fischen. „Performance und Text müssen kohärent sein, einfallsreiche Bilder und eine kompakte, dichte Schreibeweise haben. Wie bei einem guten Buch eben“, beschreibt er worauf es letztendlich ankommt. Als Gewinn gibt’s übrigens einen Wanderstock, wohl, weil die Poeten ständig von einem zum anderen Slam touren. So muss Heyne nun auch weiter nach Wolfen zum Toleranz-Slam des Frauen-helfen-Frauen-Vereins. Und weil prahlen nicht sein Ding ist – mit seinem Beitrag ist er Teil der ARD-Themenwoche zum Thema „Redefreiheit“ ab 15. November. Die Videos der teilnehmenden Slams unter dem Motto „Ganz Deutschland slammt zur Toleranz!“ werden in der ARD-Mediathek und auf dem ARD-YouTube-Kanal zu sehen sein.

18. Deutschsprachige Poetry Slam Meisterschaften 28. Oktober bis 1. November, Dresden, Wortwäsche Slam, 22. November, Moritzhof

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