Wichtig ist nur, Bock zu haben

Mit seinem Verein „Wagenhalle 11 e.V.“ renoviert William Tanner einen alten Ziegelbau in Cracau zur Kunstgalerie.

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© Leon Zorn

Klotzig ist das Wagenhaus 11 anzusehen. Der Ziegelbau war einst preußisches Munitionslager, dann Geschäftsstelle eines Taxiunternehmens, bis es nach 1990 lange leer stand. Im Herbst 2019 entdeckte William Tanner das denkmalgeschützte Haus – und setzte sich ein ambitioniertes Ziel. Der 18-jährige möchte einen Teil des Gebäudes renovieren und eine Galerie eröffnen. So gründete er den Verein „Wagenhalle 11“: mit 18 jungen Kreativen arbeitet er seitdem emsig daran, seine Vision in die Realität umzusetzen. Eine Fläche von rund 240 qm bekam Tanner vom Eigentümer zur Verfügung gestellt. „Der ist ein Bekannter meines Vaters und freut sich, dass es verwendet wird, wir müssen keine Miete zahlen“, erklärt Tanner. Dafür ist der Verein in der Renovierung auf sich alleine gestellt. „Anfangs sah es hier echt schlimm aus, das hatte ich etwas auf die leichte Schulter genommen“, räumt er ein. Doch Fortschritte sind ersichtlich: Der Putz ist entfernt, die „Ziegelsteinoptik“ kommt hervor. Außerdem wurden alle Fenster renoviert. Dabei haben die Vereinsmitglieder kaum handwerkliche Erfahrung – das „älteste“ ist gerade 20, die meisten gehen noch zur Schule. Tanner ist als Steinmetz-Azubi noch „am meisten handwerklich vorbelastet“. Aber für ihn ist das egal: „Wichtig ist nur, Bock zu haben, etwas gestalten zu wollen“. Tanner versteht es, Leute für sein Ziel zu begeistern. Dadurch bekam er auch schon viel Unterstützung von außerhalb. So erlaubte der Architekt vom Kornspeicher im Wissenschaftshafen, vor dem Teil­abriss des Gebäudes sich nach Lust und Laune an alten Maschinenteilen zu bedienen. Das Team baute im Frühjahr alles mögliche ab - nach dem Prinzip des Up­­cyclings entstehen daraus nun Einrichtungsgegenstände für die Galerie. Aus großen Ventilen werden Lampen, die wie Schlote aus den Wänden ragen. Alte Getreideschaufeln werden zu Stühlen umfunktioniert. „Unsere Ideen sind endlos, oft fehlen aber einfach die Mittel“, so Tanner. Diese Aussage könne man ähnlich auch auf Magdeburg übertragen – denn hier gäbe es viele junge Kreative mit Visionen, die aber nur wenig Raum und Mittel vorfinden, um ihre Werke zu zeigen. Darum zögen sie weg. Dem will Tanner entgegenwirken: „Magdeburgs junge Kunstszene soll zukunftsfähig sein“ – mit der Galerie im Wagenhaus 11 möchte er einen Raum für junge Talente und ihre Kunst bieten. Anfang nächsten Jahres plant der Verein die Eröffnung der Wagenhalle mit einer Ausstellung.

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