Magdeburg 2025: Kommt die "Akademie für Musik und Darstellende Kunst"?

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Das Jahr 2005 hat man in Magdeburg noch in schmerzlicher Erinnerung. Damals setzte der damalige Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) eine Konzentration der universitären Musikausbildung in Halle durch – und das vorläufige Ende sowohl für die Lehramtsstudiengänge und das Musikinstitut in Magdeburg. Bereits damals argumentierte der Minister mit einem Nachholbedarf für Musiklehrer an den Schulen und für die musikalische Breitenausbildung. Dort sah der Minister Nachholbedarf gegenüber anderen Bundesländern, wo ein höherer Anteil der Kinder und Jugendlichen Musikinstrumente spiele oder in Chören singe.

Die letzten 15 Jahre haben allerdings gezeigt, dass die Entscheidung von Olbertz die Situation eher noch verschlechtert hat, als dass es die versprochene Verbesserung gegeben hätte. Genau dieser Mangel an Musiklehrenden und in der musikalischen Breitenausbildung ist nun ein grundlegender Ansatz für die Idee einer künftigen „Akademie für Musik und Darstellende Kunst“ in Magdeburg.

Initatoren sind Susanne Schweidler vom Kulturbüro der Stadt und Stephan Schuh, Direktor des Magdeburger Konservatoriums. Über die letzten Monate haben sie mögliche Modelle für das Profil und die Trägerschaft einer solchen Akademie geprüft. „Sie haben zu dem kühnen Gedanken geführt: lasst es uns versuchen!“, fasst Schuh die Überlegungen zusammen, und überhaupt findet er die gesamte Idee „charmant und prickelnd“.

Die Akademie soll nicht nur Musiker, sondern auch Puppenspieler und Regisseure ausbilden

Die künftige Akademie soll Musiker, Musiklehrkräfte, Musik- und Kunstvermittler, Musikmanager, Tanzlehrer sowie im Bereich des Figurentheaters Puppenbauende und -spielende und Regisseure ausbilden. Darüber hinaus soll die Akademie genreübergreifende Modellprojekte, Veranstaltungen, Kongresse und Workshops landes-, bundes- und EU-weit initiieren und realisieren. 

Auch Magdeburgs Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport, Prof. Dr. Matthias Puhle, steht hinter der Akademie-Idee: "Dieses Projekt ist sowohl innovativ als auch nachhaltig, da es sich um eine auf Beständigkeit ausgerichtete Institution handelt. Die Akademie schafft eine neue Struktur, die sich aus dem Bedarf bereits existierender Institutionen bzw. Projekte an Weiterentwicklung und Professionalisierung ableitet. Zugleich entsteht ein im Land Sachsen-Anhalt bzw. in Mittel-(Ost)-Deutschland beispielgebendes Institut, das jungen Menschen die Perspektive eröffnet, eine Ausbildung jenseits konventioneller Musik-, Ballett- oder Theaterhochschulen bzw. für bislang in Deutschland und Westeuropa nicht existierenden akademischen Ausbildungszweigen im Bereich Figurentheater zu absolvieren."   

Die Idee einer Akademie wird von vielen Kultureinrichtungen in der Stadt unterstützt. Eine davon ist das Puppentheater. In Fortsetzung der „bisherigen Entwicklung Magdeburgs als Knotenpunkt des Figurentheaters in Deutschland“ sieht Intendant Michael Kempchen „das Potential einer solchen Akademie auch in einer künftigen Ausbildung für Figurenbauer, die es in Deutschland bisher nicht gibt.“

Ob mit der Akademie die universitäre Ausbildung im Bereich der Musik an die Otto-von-Guericke-Universität zurückkehrt, ist dabei noch ebenso unklar wie ein möglicher Standort in/nahe der Altstadt und die Gesamtfinanzierung der Akademie. Neben öffentlichen Zuschüssen der Stadt und des Landes als Träger der Hochschulausbildung im Land könnten es auch Bundesmittel oder entsprechende EU-Förderprogramme sein.    

Die Grundsatzentscheidung fällt am 13. Juni der Stadtrat

Zunächst aber muss der Stadtrat auf seiner Sitzung am 13. Juni eine Grundsatzentscheidung treffen, ob ein Lehr,- Raum,- und Finanzkonzept bis zum kommenden Jahr umgesetzt werden soll. Angesichts der Tatsache, dass die Akademie der Kernbaustein von Magdeburgs Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025 ist, sollte die Ratsmehrheit dafür gelingen. Prof. Puhle macht aber gleichzeitig klar, dass das Projekt auch unabhängig von der Kulturhauptstadtbewerbung (und einem möglichen Scheitern) weiterverfolgt wird.

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