In der Mitte der Dom: Magdeburgs Geschichte im Schnelldurchlauf

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© Conrad Engelhardt

Ein nicht besonders kluger Erzbischof hat einmal gesagt, dass man die Weisheit Gottes daraus ersehen könne, dass er die großen Flüsse genau da entlang fließen lasse, wo die großen Städte stehen. In Wahrheit fangen sowohl Flüsse als auch Städte immer erst einmal klein an, und so war auch Magdeburg, als es im Jahre 805 im „Diedenhofer Kapitular“ Karls des Großen erstmals erwähnt wurde, lediglich ein Grenzkastell an der Ostgrenze des Frankenreiches. Unter Kaiser Otto der Große mauserte sich der Grenzflecken innerhalb von kaum mehr als 100 Jahren zur inoffiziellen Hauptstadt Deutschlands. Neben seiner Magdeburger Pfalz, die als größter nicht kirchlicher Bau seiner Zeit galt, ließ er einen Dom errichten und erhob Magdeburg 968 in den Rang eines Erzbistums.

Die mittelalterliche Metropole an der Elbe wurde europaweit als „drittes Rom“ (neben Rom selbst und Byzanz) bewundert. Ottos Nachfahren konnten die Macht allerdings nur noch ein paar Jahrzehnte aufrecht erhalten. Zu allem Überfluss zerstörte 1207 ein verheerender Brand die halbe Stadt samt romanischem Dom, an dessen Stelle in kaum mehr als 300 Jahren der erste gotische Dom auf deutschem Boden errichtet wurde. Während die Steinmetze sich also viel Zeit ließen, waren die Kaufleute umso emsiger. Dank ihnen gehörte die Hansestadt Magdeburg zu den wichtigsten mittelalterlichen Handelsmetropolen Europas und den größten Städten Deutschlands. 

Als erste Stadt im norddeutschen Raum führte man 1521 die Reformation ein, die von hier aus ihren Siegeszug nach Nordeuropa antrat. Das stolze Magdeburg widerstand auch der vom Kaiser verordneten Rekatholisierung, wurde gar zum Asyl aller Gegner des sogenannten Interims und holte sich dafür den Ehrennamen „Unseres Herrgotts Kanzlei“ ein. 1631 allerdings wurde diese Kanzlei von einem 30.000 Mann starken Söldnerheer unter General Tilly erobert und fast vollständig niedergebrannt. Die entsetzte europäische Öffentlichkeit verglich den Untergang Magdeburgs mit dem von Karthago. Zwei Drittel der Bevölkerung fanden den Tod, der Rest floh.   

Von den Zerstörungen 1631 erholte sich die Stadt nur langsam und startete erst im 18. Jahrhundert eine neue Karriere als stärkste Festung Preußens. Im 7-jährigen Krieg hütete sie sowohl den Staatsschatz als auch die königliche Familie, kapitulierte indes 1806 vor einem napoleonischen Belagerungsheer.

 Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert ließ die Festungsmauern dann allmählich eng werden. In der Stadt entstanden zahlreiche Maschinenbau-Unternehmen von Weltrang. Innerhalb weniger Jahrzehnte verachtfachte sich die Einwohnerzahl auf 240.000. 

In den 1920er Jahren entwickelte sich Magdeburg zu einer der wichtigsten Städte des „Neuen Bauens“ und zu einer bedeutenden Ausstellungs- und Messestadt. Aber der ungeheuerliche Zweite Weltkrieg folgte sogleich und führte dazu, dass die Altstadt am 16. Januar 1945 beim schwersten aller Bombenangriffen der Alliierten nahezu vollständig zerstört wurde. 

Nach dem Krieg wurde Magdeburg Teil der sowjetischen  Besatzungszone und später Bezirkshauptstadt des anderen deutschen Staates namens DDR, in der sie sich mit dem Ehrennamen „Stadt des Schwermaschinenbaus“ schmücken durfte. 

Im Herbst 1989 versammelten sich dann im Dom jene Menschen, die auch von hier aus die SED-Diktatur zu Grabe trugen. Nach der deutschen Wiedervereinigung zur Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gewählt, hat sich unser Magdeburg in den letzten knapp 30 Jahren auch dank seiner beiden Hochschulen und der 20.000 Studenten zu einer der Zukunft zugewandten, modernen Stadt entwickelt.  

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