Mit dem nächsten Zug weiter

"Augen zu und durchfahren" ist ein ziemlich missglückter Werbeslogan - findet auch unser Stadtläufer.

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© DATEs Medienverlag

Die Werbeflyer mit der Aufforderung, im Zug nach Magdeburg die „Augen zu“ schließen und „durchzufahren“, haben sowohl für Empörung als auch für Erheiterung gesorgt und sind inzwischen verschwunden. Der erklärende Hinweis, dass man mit dem umstrittenen Spruch Bahnreisende des RE1, die aus Frankfurt/Oder, Cottbus oder Berlin kämen, dazu habe auffordern wollen, bis zur Endstation Magdeburg im Zug zu bleiben, um sich von der Elbmetropole „überraschen“ zu lassen, macht die Kampagne nicht besser. Denn „Augen zu und durch“ (vom kursiv gesetzten „fahren“ bewusst abgesetzt) kann nun einmal auf keinen Fall mit einem positiven oder positiv überraschenden Erlebnis in Verbindung gebracht werden, da hilft keine noch so kunstvoll gewundene Argumentationskette. Die Reisenden, die man ködern wollte, habe man auffordern wollen, sich entspannt zurückzulehnen, die Augen zu schließen und bis nach Magdeburg durchzufahren, erläuterte die MMKT. Man kann es freilich auch als Aufforderung verstehen, die Augen während der Fahrt geschlossen zu halten, weil man ansonsten im Streckenverlauf fortwährend lohnenswertere Fahrziele als Magdeburg erblicken würde, so dass man gar nicht anders könne, als vorher auszusteigen. Wer also das Fahrziel Magdeburg hat und es erreichen will, dem bleibt nur eines: „Augen zu und durchfahren!“  

Die MMKT hielt die Kritik an ihrem Werbecoup zwar nicht für gerechtfertigt, aber nahm sie sich dennoch zu Herzen und hat die missverständlichen Flyer inzwischen ausgetauscht. Mit dem Ergebnis, dass die Botschaft jetzt sehr viel eindeutiger ist und „Weiterfahren lohnt sich“ lautet. Hätte der bisherige Spruch vielleicht noch dazu geführt, dass einige Bahnreisende tatsächlich mit geschlossenen Augen bis nach Magdeburg gefahren und hier dann nolens volens ausgestiegen wären (weil es nun einmal die Endstation ist) und sich vielleicht sogar ein wenig umgesehen hätten in unserer Stadt, wird ihnen nunmehr unmissverständlich klar gemacht, dass es sehr viel lohnenswerter ist, von hier aus weiterzufahren. Mit dem erstbesten Zug und egal wohin. Denn egal, ob Magdeburg wie auf dem alten Flyer „überrascht“ oder auf dem neuen „beeindruckt“ – beides ist nicht notwendig positiv konnotiert. Eine Stadt kann etwa überraschend farblos oder ein beeindruckendes Zeugnis für die Sünden des sozialistischen Wiederaufbaus sein.

Vielleicht sollten wir nach so vielen Fehlschlägen bei dem Versuch, gelungenes Stadtmarketing zu betreiben, einfach aufgeben und den letzten Slogan großflächig an allen Zufahrten und auf allen Bahnhöfen plakatieren, ja auf jedem Ortseingangsschild und jeder Broschüre platzieren: „Magdeburg – Weiterfahren lohnt sich!“ Dann haben wir es wenigstens hinter uns. Augen zu und durch!

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