Schluss mit lustig

Der VSG, Sachsen-Anhalts größter Schaustellerverein, fürchtet um die Zukunft seiner Mitgliedsbetriebe und letzlich das Ende der Schausteller-Branche und ihrer über tausendjährigen Geschichte.

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© Andreas Lander

Mit dem Fest der Thebäischen Legion soll es im Jahr 1010 in Magdeburg mit dem ersten Volksfest begonnen haben. Aus dem Mauritiusfest wurde später die Herrenmesse und daraus die Herbstmesse, die alljährlich mit Riesenrad, Schießbuden und mehr auf dem Stadtmarsch abgefeiert wird. Aus dieser Tradition gründete sich 1885 der Verein selbständiger Gewerbetreibender, Markt-und Messereisender 1885 e.V. (VSG). Der überstand zwei Weltkriege, mehrere Weltwirtschaftskrisen und irgendwie auch die DDR. Nun, exakt 1010 Jahre später, steht diese Tradition am wirtschaftlichen Abgrund. Im Jahr 2020 durften keine Volksfeste stattfinden. Dem VSG als größtem Volksfest-Veranstalter im Bundesland war landauf, landab eine Vielzahl von Volksfesten untersagt worden, darunter die Frühjahrs- und die Herbstmesse in Magdeburg. Auch das übliche Jahresendgeschäft, die Weihnachtsmärkte, sind ersatzlos abgesagt worden. Das geht nicht spurlos an den Schaustellerbetrieben vorbei. Zuletzt wandte sich der Vorstand mit einem offenen Schreiben an den Wirtschaftsminister unseres Landes: „Die bisherigen staatlichen Hilfen in Sachsen-Anhalt sind für uns nur begrenzt hilfreich. Viele Unternehmen befinden sich in existenzgefährdender Lage. Sie benötigen spezielle Hilfen.“ Nicht zum ersten Mal muss man bei näherer Betrachtung feststellen, dass es solche Hilfen in anderen Bundesländern gibt – nur eben in Sachsen-Anhalt nicht. Düster blickt VSG-Vorsitzender Karl Welte voraus: „Wenn es keine wirksamen Hilfen gibt, ist zu befürchten, dass nach 2021 unsere über tausendjährige Branche in Sachsen-Anhalt nicht mehr existent sein wird.“ 

Max-Wille-Platz

Kleiner Stadtmarsch, 39104 Magdeburg View Map

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