Silicon Magdeburg

Der Computer-Riese Intel baut seine europäische Chipfabrik in Magdeburg, investiert dafür Milliarden. Die Stadt wird dadurch zu einem Silicon Valley in Europa.

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© Intel

Ist es Zufall, dass diese Ereignisse so eng zusammenfallen? Just in jenen Tagen, da mit FAM einer der großen traditionellen Schwermaschinenbauunternehmen in die Insolvenz schlidderte und nun um seine Zukunft ringt, kracht die Nachricht in die Welt, dass der amerikanische Computerkonzern Intel eine europäische Gigafabrik zur Herstellung von Prozessoren und Grafikchips auf Magdeburger Grund und Boden bauen wird. Dafür nimmt der Tech-Riese 17 Milliarden Euro in die Hand, um am „Eulenberg” hinter Ottersleben vorerst zwei Halbleiterwerke zu bauen. Schon 2027 soll die Produktion anlaufen. Zugleich ist es nichts weniger als die größte Einzelinvestition in Deutschland.

Ausgerechnet Magdeburg! Für die Auswahl des Standorts reiste Intel-CEO Pat Gelsinger im letzten Jahr quer durch Europa. Mehrere Städte, darunter Dresden und Leipzig, machten sich Hoffnungen. Warum Magdeburg am Ende das Rennen machte, hat mehrere Gründe. Zum einen bietet das 350 Hektar große Gebiet am Eulenberg, im Winkel zwischen der A14 und der B81 den meisten Platz. 350 Hektar stehen en bloc dort zur Verfügung – das ist heute eine Seltenheit.  Neben der verkehrstrategisch günstigen Lage in der Mitte von Deutschland bietet die Stadt auf der anderen Seite mit der Hochschule und der technisch orientierten Otto-von-Guericke-Universität ein regionales Bildungs-Cluster, welches das notwendige qualifizierte Personal ausbilden kann. Intel will nämlich rund 10.000 Arbeitsplätze schaffen und Magdeburg zum Zentrum der europäischen Industriepolitik machen.

Für Oberbürgermeister Lutz Trümper muss die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Stadt in seinen letzten Amtstagen wie Öl den Rücken runtergegangen sein. War er es doch, der die Umprägung von der „Stadt des Schwermaschinenbaus“ aus DDR-Tagen hin zur „Wissensstadt“ beharrlich vorangetrieben hat. Die Ergebnisse dieses Coups, der in über Monate streng geheim gehaltenen Verhandlungen mit dem Chip-Riesen möglich wurde, werden sich langfristig auf die Stadt auswirken, sie für die nächsten Generationen prägen. Nicht zuletzt geht man von einem Einwohnerzuwachs von 40.000 Menschen in der unmittelbaren Region aus. Bei so viel Dur, möchte man am liebsten die Moll-Töne der Kritiker ausblenden, aber ohne die Inanspruchnahme von 350 hkt. bestem Bördeboden wäre die Investition nicht möglich.

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