Brieftaubenzucht: Athleten mit Medaillenpotenzial

Samstagnachmittag – Ein Blick in den Himmel und das sehnsüchtige Warten auf die Ankuft der ersten Wettkampftaube. Heute ist der 630 km-Flug, letzter Flug der Saison. Hier zeigt sich, ob die Zucht und das viele Training belohnt werden. Dieses Gefühl, das sich meldet, wenn die Lieblingstaube im Sturzflug den Heimatschlag ansteuert und als Ausdruck der Freude noch eine Ehrenrunde dreht bis sie dann über das Registriergerät im Schlag verschwindet. Bernd Spieß ist Brieftaubenzüchter, Regionalvorstandsvorsitzender und Einsatzleiter der Reisevereinigung Magdeburg e.V. Er widmet seinen Tieren jeden Tag bis zu fünf Stunden.

Tauben als Medaillenkandidaten

Als Selbstständiger hat er seine Firma im Haus, so lässt es sich zeitlich sehr gut vereinbaren. „Wenn man nur halbherzig dabei ist, ist man auch nicht gut“, so der 62-Jährige. Schon in frühen Kindheitstagen fand er die Liebe zu diesem Hobby: Erst mit seinem Vater zusammen und seit zehn Jahren allein. Die letzten fünf Jahre war er immer vorn an der Spitze dabei und konnte mit seiner „Mannschaft“ viele Preise erfliegen. Bei den Zuchttauben handelt es sich nicht um die so verpönten, „ollen“ Stadttauben – nein, hier handelt es sich um Wettkampfsportler. Sie werden in zeitaufwändiger Manier herangezüchtet, umsorgt, gepflegt und so trainiert, dass sie an Wettflugtagen schnellstmöglich vom Auflassort zum Heimatschlag zurückehren. Die Flugdistanzen erstrecken sich von 150 km bis hin zu 650 km. Dabei besteht leider auch immer die Gefahr, dass ein Exemplar von einem Greifvogel erwischt wird. Ärgerlich! Denn die Taubenzucht ist nicht nur zeitaufwändig sondern auch kostenintensiv.

Taubenzucht ist ein teueres Hobby

Eine Erstausrüstung für Züchter beträgt schnell an die 10.000 Euro und gute Tauben werden auf dem Markt hochpreisig gehandelt, um sie für die eigene Zucht zu nutzen. Diese Faktoren tragen alle dazu bei, dass die Mitgliederzahl immer geringer wird. Bei einem Durchschnittsalter von 60 Jahren ist es wohl ein gutes Hobby für Leute, die gerade in den Ruhestand gegangen sind und finanziell nicht all zu schlecht aufgestellt sind.