Die Farben bleiben

© Christian Rathmann

Die beiden Fans Matthias Schmilau und Andreas Willmann wurden vom DATEs befragt und sprechen über das Finale von 1974, die Farben Blau-Weiß und regelmäßige Stadionbesuche.


Zum Start mal eine einfache Quizfrage: wer hat im Finale von Rotterdam... 

M: ...die Tore geschossen? Das eine hat Seguin gemacht…

A: … das andere war ein Eigentor. Den Namen weiß ich aber nicht. Jeder kennt natürlich diese Videos von den Torszenen. Wir haben 2:0 gewonnen und den Pott geholt, das reicht.

Und die Mannschaft, kriegt ihr die zusammen?

A: Das Gros würde ich zusammenbekommen, aber das mit den Spielern wird auch überschätzt.

Oh, warum?

A: Das Finale von 1974 ist 40 Jahre her, wir kennen halt nur die Amateurliga. Und da ist man gewohnt, dass Spieler eher austauschbar sind, dass sie für den jeweiligen Verein kämpfen, weil sie die untere Liga als Sprungbrett nach oben nutzen wollen. Dafür knien sie sich rein, nicht so sehr wegen des Vereins. Aber das Verhältnis ist auch so ok. 

Also spielt das legendäre 1974er Finale für euch keine so große Rolle? 

M: Man hört es jedenfalls so oft, dass einem die alten Geschichten fast schon auf die Nerven gehen. Wir leben im Hier und Heute, und das ist die vierte Liga. Was nicht heißt, dass man gelegentlich mal träumen darf.

Wie steht ihr zu den Überlegungen des Clubs, den AC Mailand zu einer Art Wiederholung des Finales nach Magdeburg holen zu wollen?

Das wäre sicher ein Ding.      

Was von damals geblieben ist, sind doch die Farben Blau-Weiß.

A: Klar, die Farben bleiben. Unser Blau-weiß lassen wir uns auch nicht nehmen. Das ist halt der 1. FCM, das ist der Kern. Sowas seelenloses wie bei RB Leipzig oder Salzburg, wo Farben aus Marketinggründen gedreht werden, würde es hier nicht geben.

M: Und wenn, dann wehren wir uns. Wie 2007, als wir im Spiel gegen die Zweite des HSV eine Aktion gegen diese unmöglichen orangefarbenen Auswärtstrikots gestartet haben.

Nach den Besucherzahlen wäre der 1. FC Magdeburg schon heute reif für einen höhere Liga.

A: Klar haben wir beeindruckende Besucherzahlen, besser als viele höherklassige Clubs, aber aus Fansicht wird das Thema überschätzt. Mein Vater ist seit Jahrzehnten Fan des 1. FCM und hat in seinem Leben, glaube ich, ein Spiel live gesehen.

M: Ich kann so was nicht verstehen. Wenn man sich als Fan bezeichnet, sollte man doch hin und wieder die Spiele besuchen.

A: Ach, ich kenne genug von der älteren Generation, die nicht mehr zu den Spielen kommen. Wer weiß wie es ist, wenn wir so alt sind.

M: Ja, wer weiß. Heute gehört es für mich fest dazu, weil auch ein Großteil meines Freundeskreises ins Stadion geht, da ist es der Lebensmittelpunkt. 

Bestimmt wisst ihr genau, wann ihr das erste FCM-Spiel erlebt habt?

A: Klar. Das war im DFB-Pokal 2000, das Spiel gegen Karlsruhe, das wir 5:3 gewonnen haben.

M: Bei mir war es das letzte Spiel der Saison 1997 gegen Hoyerswerda. Mein Vater hat mich mit hingeschleppt.

Man hört immer mal wieder, dass sich die 74er Spieler nicht richtig gewürdigt sehen.

A: Schwieriges Thema. Zu solchen Jubiläen gehören sie jedenfalls gewürdigt, aber das reicht dann auch. Ansonsten geht es halt nach Leistung.

M: Mir fällt da Joachim Streich ein. Der hat als Trainer für den FCM gearbeitet und es nicht gebracht. Oder Manfred Zapf in der Geschäftsführung ebenso.

A: Aber ich finde, Streich hat damals gute Spieler geholt. Nur die Ergebnisse stimmten nicht. Übrigens: Bei der Vorbereitung des Krügel-Denkmals haben wir die 74er eingebunden und sie um Meinung gefragt.

Krügel ist ein schönes Thema. Der einzige, scheint es, der aus der alten Garde verehrt wird. Ihr habt ihm sogar ein Denkmal gebaut.

A: Ja, schade nur, dass es nicht zum Jubiläum fertig wird. Aber dann kommt es halt später.

M: Wir brauchen nur den passenden Moment. Das wird, sagen wir mal, ‘ne Überraschung.

Interview: Ch. Rathmann/Conrad Engelhardt

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