Eine Frage des Marktwerts

Mit dem Klassenerhalt in der Dritten Liga blieb der 1. FC Magdeburg hinter den eigenen Erwartungen zurück. Als Zweitligaabsteiger war der direkte Wiederaufstieg natürlich das Ziel. Dass es am Ende gar in Liga 3 noch knapp wurde und sich der Verein trotz zwei Trainerwechseln im erweiterten Abstiegskampf befand, stand auf keinem Plan. Aber wie wirkt sich eine solche Saison, in der zwar die Liga gehalten, die Ziele aber nicht erfüllt wurden, auf den Marktwert der beteiligten Spieler aus? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.

© Eroll Popova

So entstehen Marktwertanalysen 

Grundsätzlich basiert der Marktwert eines Spielers auf mehreren Faktoren. Sein eigener Nachfragewert ist ein wichtiges Kriterium, welches sich natürlich während der Saison verändern kann: 

Leistung – wie häufig spielt ein Spieler und welche Leistung zeigt er in den Spielen? Besonders offensichtlich ist dieser Faktor an Torerfolgen und Torvorlagen zu erkennen: Ein Stürmer, der jedes Spiel ein bis zwei Mal trifft, steigert seinen Wert. Ein Stürmer mit derselben Quote, der nun aber kein einziges Tor mehr macht, verliert mit der Zeit an Wert. 

Alter/Gesundheit – auch das Alter eines Spielers spielt eine Rolle. Gerade während Corona hat sich gezeigt, dass der Marktwert bei Spielern um durchschnittlich 20 Prozent sank, der von jüngeren Spielern ab Jahrgang 1989 um zehn Prozent. Dies hängt wiederum mit den Kostenfaktoren aller Vereine zusammen, denn selbst die internationalen Topclubs wollen vermehrt auf Jungspieler und Eigengewächse setzen, wodurch die Nachfrage nach diesen Spielern steigt. Die Gesundheit eines Spielers nimmt insofern Einfluss auf den Marktwert, als dass seine Leistungsfähigkeit begrenzt sein könnte. Nach einer langen und schwereren Verletzung ist nicht gesagt, dass der Spieler die Leistung bringen kann, die er vorher brachte. 

Standing des Vereins – je tiefer die Liga ist, in der ein Verein spielt, desto niedriger ist der wahrscheinliche Marktwert der angestellten Spieler. Der 1. FCM hat beispielsweise einen Gesamtmarktwert des Kaders von 3,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Paderborn hat als Erstligaabsteiger einen Marktwert von 23,43 Millionen.

Durch den Stillstand des Fußballs, die verspätet wiederangepfiffenen Wettbewerbe und komplette Absagen der Meisterschaften hat sich die Entwicklung der Marktwerte international drastisch geändert, was sich auch auf die deutschen Transferwerte auswirken wird. Etliche Vereine gerieten in die finanzielle Schieflage oder planen, in diesem Jahr keine großen Transfers durchzuführen. Was in der Ersten Bundesliga zweistellige Millionensummen bedeutet, lässt sich auf die Dritte Liga im kleinen Rahmen anwenden. 

Was hat der FCM zu erwarten? 

Ein großer Vorteil der »Magdeburger Jungs« ist, dass die Dritte Liga kein blankes Feld für sie ist und der Club hervorragend weiß, wie er mit seinen Einnahmen wirtschaften muss. Die Frage ist nur, ob Spieler mit einer hohen Wertsteigerung gehalten werden können. Sicherlich würde bei einem Verkauf des langjährigen Goalgetters Christian Beck, trotz seiner auf 0,29 Tore/Spiel abgefallenen Quote ein Gewinn gemacht werden, doch muss dieser Spieler so ersetzt werden, damit Magdeburg in der kommenden Saison Tore schießen kann. Inwieweit sich der Club nach den bisherigen Neuverpflichtungen von Nico Mai, Andreas Müller, Korbinian Burger, Kai Brünker, Henry Rorig und Torhüter Timon Weiner – Spieler die allesamt vor allem Regionalligaerfahrung vorweisen können -  jedoch so verstärken kann, dass die Verstärkungen eine direkte Auswirkung auf den Marktwert des gesamten Kaders hat, ist fraglich: 

Fazit – der Weg entscheidet

Wie sich der Ligaverbleib auf die Werte der Spieler auswirkt, wird in den nächsten Wochen entschieden und hängt mit von der Konkurrenz ab. Ist diese bereit, gewünschte Transfersummen aufzubringen oder wird eher auf Eigengewächse oder unbekannte Spieler gesetzt? Auch Magdeburg wird diese Überlegung führen müssen.

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